taz.de -- Kolumne Pflanzen essen: Hackbraten, Vackbraten
Das Familiengericht zu Weihnachten? Falscher Hase. Aber was essen, wenn gehackte Tiere nicht auf dem Speiseplan stehen?
Weihnachten feiern wir dieses Jahr wieder in Deutschland, bei meinen Eltern in der Pfalz. Mein Mann hat jedes Mal Angst vor dem Sommer’schen Feiertags-Fressfest und den zweiten und dritten Portionen, die ihm ungefragt serviert werden. „Wenn keiner am Tisch was sagt, dann schmeckt es“, so die einleuchtende Philosophie meines Vaters. Der übrigens ein vorzüglicher Koch ist.
Zum Leidwesen meines Vaters esse ich seit Jahren keines der fleischlastigen Gerichte, die er an den Feiertagen gerne serviert. Darunter auch der von mir als Kind heißgeliebte „Indianerbraten“. Als mir klar wurde, dass dieser – besser als „Falscher Hase“ bekannte – Hackbraten nicht aus einem halben Winnetou zubereitet wird, sondern aus Rinder- und Schweinehack, war die Enttäuschung fast so groß wie damals, als ich entdeckte, dass der Nikolaus mein verkleideter Vater war.
Da ich seit meiner Ernährungsumstellung weder gehackte Tiere noch amerikanische Ureinwohner verspeise, musste ich lange auf das Familiengericht verzichten. Diese Weihnachten werde ich meinen Vater überraschen und eine veganisierte Version kochen, einen „Vackbraten“ nämlich.
Dazu vermengt man angebräuntes Sojahack mit einem aufgeweichten Brötchen, einer Zwiebel, jeweils einem Esslöffel Senf, Ketchup und gehackter Petersilie, drei Esslöffel Kokossahne, Knoblauch, Salz, Pfeffer, Thymian, Olivenöl, Weißwein und Gemüsebrühe. Darüber ein paar Tropfen meiner Geheimwaffe Liquid Smoke: der Flüssigrauch verleiht allem den Geschmack von Abenteuer und Lagerfeuer. 45 Minuten lang bei 180 Grad im Ofen braten. Mit meinem Vater werde ich dann hoffentlich das Kriegsbeil begraben können.
22 Dec 2014
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