taz.de -- Kommentar Sebastian Edathy: Noch mehr Fragen
Den reuigen Sünder will Edathy nicht spielen. Teile seiner Geschichte klingen plausibel. Als Verteidiger in eigener Sache macht er keine gute Figur.
In Gerichtsverfahren kann, wer angeklagt ist, nicht auch als Zeuge auftreten. Die Verwirrung, die der öffentliche Auftritt von Sebastian Edathy in der Kinderporno-Affäre hinterlässt, basiert auch auf dieser Rollenkonfusion.
Der SPD-Mann trat doppelt auf, als Beschuldigter und als Zeuge. Als Verteidiger in eigener Sache versuchte er, die Indizien abzumildern und sich als Opfer von Vorverurteilung zu inszenieren. Das ist misslungen. Denn die Öffentlichkeit verlangt Demut des reuigen Sünders. Eine Rolle, die Edathy nicht spielen kann oder will.
Zudem ist er Zeuge in der politisch zentralen Frage, wer in der SPD was und wann über die BKA-Informationen wusste. Dass der SPD-Mann Michael Hartmann ihn damals, instruiert von der BKA-Spitze, warnte, klingt durchaus plausibel. Es gibt jedenfalls keinen einleuchtenden Grund, warum Edathy diese Geschichte einfach erfinden sollte. Neue Freunde bringt sie ihm nicht.
Wenn Edathys Version stimmt, fragt sich, ob der jetzige SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann die ganze Wahrheit gesagt hat. Oppermann hat Hartmann im Spätherbst beauftragt, sich um Edathy zu kümmern. Beide wussten damals vom inkriminierten Material des BKA. Die Vorstellung, dass sie über diesen Zusammenhang keine Silbe verloren haben sollen, hat etwas Treuherziges.
Ein seltsamer Rücktritt
In Edathys Version gibt es viel Hörensagen. Was Hartmann Edathy über das BKA erzählte, muss nicht die Wahrheit gewesen sein. Was Vermutung, was Fakt ist, verschwimmt. Auch daher rührt die Verwirrung.
Und nun? Die SPD-Fraktionsspitze hat sich bisher sehr geschickt aus der Affäre gezogen. Dass als Einziger ein CSU-Minister zurücktreten musste, wirkt im Nachhinein seltsam. Ein Beweis, dass Oppermann & Co mehr wussten, gibt es nicht. Aber die Fragen häufen sich. Hatte die SPD nicht rückhaltlose Aufklärung versprochen?
18 Dec 2014
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