taz.de -- Kommentar Antisemitismus in Frankreich: Die Verteidigung der Republik

Der Schutz der Juden muss zur Sache aller republikanisch Denkenden werden. Erst dann können das Land und seine Traditionen gerettet werden.
Bild: Trauernde vor dem Supermarkt, in dem vier Juden erschossen wurden.

„Wir sind in einem Krieg“: Kurz und bündig hat Roger Cucierman vom jüdischen Dachverband Crif mit diesem Satz die Lage zusammengefasst. Juden können in Frankreich ihres Lebens nicht mehr sicher sein. Der Mord an vier Besuchern eines koscheren Supermarktes in Paris ist nur der grausige Höhepunkt einer Entwicklung, in der muslimische Fanatiker Jagd auf eine ganze Bevölkerungsgruppe machen, deren einziges Vergehen darin bestehen soll, einer bestimmte Religion anzugehören.

Antisemitismus zählt zu den konstitutiven Elementen dieser Islamisten. Die Politik des Staates Israel mag als neue Begründung für ihren Judenhass hinzugekommen sein, doch tatsächlich ist es ekelhafter alter Wein in neuen Schläuchen, der da als Hass-Ideologie verabreicht wird. Der Jude soll schuld sein am eigenen miserablen Leben, an undurchsichtigen Geschäften, an der Gewalt in Nahost. Der imaginierte Feind manifestiert sich in Ladenbesitzern, Wohnungsinhabern – und Supermarktkunden.

Es sind Franzosen, die danach trachten, andere Franzosen umzubringen. Wenn aber in einer Gesellschaft ein Bevölkerungsteil begründete Furcht vor einer Gruppe eines anderen Bevölkerungsteils haben muss, dann steht das zivile Zusammenleben der ganzen Gesellschaft auf dem Spiel. Präsident Hollande hat zugesichert, jüdische Schulen und Synagogen notfalls militärisch bewachen zu lassen.

Das ist ein wichtiges Signal, aber es wird nicht ausreichen. Erst wenn Katholiken, Protestanten, Muslime, die Angehörigen anderer religiöser Gruppen, aber auch die Nichtgläubigen begreifen, dass dies ein Angriff auf das ganze Land und seine Traditionen ist, wenn die Verteidigung des jüdischen Frankreich zur Angelegenheit aller republikanisch Denkenden geworden ist, werden die Täter keine Chance mehr haben.

12 Jan 2015

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Klaus Hillenbrand

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