taz.de -- Teilmobilmachung in der Ukraine: Feindseliges Land entlang der Grenze

Die prorussischen Separatisten sprechen von „Kriegsvorbereitungen“ durch Kiew: In der Ukraine werden weitere 50.000 Mann bewaffnet.
Bild: Präsident Petro Poroschenko (l.) auf Schützengrabenbesuch.

KIEW dpa/rtr | Im Kampf gegen prorussische Separatisten hat die Ukraine mit einer umstrittenen Teilmobilmachung von zusätzlich bis zu 50.000 Mann begonnen. Soldaten, die bereits lange im Einsatz gegen die Aufständischen im Osten des Landes seien, sollten durch Reservisten ersetzt werden, teilte am Dienstag das Verteidigungsministerium in Kiew mit.

Die Aufständischen und die Führung in Moskau kritisieren diese massive Verstärkung der Armee scharf. Beobachter befürchten eine weitere Eskalation der Lage. Separatistenführer Alexander Sachartschenko warf der prowestlichen Regierung in Kiew „Kriegsvorbereitungen“ vor. „Wir sind nicht schwach und sind bereit, angemessen zu reagieren“, warnte er in Donezk.

Das Fernsehen zeigte junge Männer bei ärztlichen Untersuchungen und beim Empfang von Waffen und Uniformen. In zwei weiteren Etappen sollen von April und Juni an erneut mehr als 50.000 Soldaten eingezogen werden. Die Teilmobilmachung erhöhe die Sicherheit der Ex-Sowjetrepublik, sagte der Berater von Präsident Petro Poroschenko, Juri Birjukow, mit Verweis auf Russland.

„Entlang unserer Grenze ist ein feindseliges Land. Deshalb müssen wir ständig weitere Menschen im Umgang mit der Waffe ausbilden, um unser Land zu schützen“, sagte Birjukow in Kiew.

Derweil hat Russland der ukrainischen Regierung vorgeworfen, mit ihrer Militäroffensive im Osten des Landes das Zustandekommen des angestrebten Vierer-Gipfel zur Beilegung des Konflikts zu untergraben. Das ukrainische Vorgehen füge den Bemühungen um ein Treffen der Staats- und Regierungschefs Russlands, der Ukraine, Deutschlands und Frankreichs schweren Schaden zu, zitierte die Nachrichtenagentur RIA am Dienstag eine Stellungnahme des Präsidialamts in Moskau. Der Westen beschuldigt dagegen Russland, den Gipfel zu torpedieren, indem es das Waffenstillstandsabkommen von Minsk nicht umsetze.

20 Jan 2015

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