taz.de -- Nobelpreisträger gegen Auspeitschung: Die Zeit ist reif

18 Nobepreisträger setzen sich für den saudi-arabischen Blogger Raif Badawi ein. Sie rufen zum Widerstand gegen seine Auspeitschung auf.
Bild: Protestaktion in Wien gegen die in Saudi-Arabien gegen Raif Badawi verhängte Prügelstrafe.

LONDON afp | 18 Nobelpreisträger haben ihre saudiarabischen Wissenschaftskollegen aufgerufen, sich gegen die Auspeitschung eines Bloggers in ihrem Land zu stellen. In einem [1][am Dienstag in The Independent veröffentlichten offenen Brief] an die König-Abdullah-Universität (Kaust) heißt es, die „grausame Verurteilung“ Raif Badawis zu 1.000 Peitschenhieben habe „einen Schock um die ganze Welt“ geschickt. Durch die „schweren Einschränkungen“ der Meinungs- und Ausdrucksfreiheit drohe der Wissenschaftsszene Saudi-Arabiens die Isolierung.

Zu den Unterzeichnern gehören Chemiker, Physiker, Mediziner, aber auch der südafrikanische Literaturnobelpreisträger John Coetzee. Sollten sich einflussreiche Stimmen an der Kaust für das Recht auf Dissens aussprechen, dann „wird dies gehört“, heißt es in ihrem Brief. Die Zeit in Saudi-Arabien sei reif für ein „neues Denken“.

Badawi war wegen „Beleidigung des Islams“ zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben verurteilt worden. Der Grund: Er hatte auf seiner Internetseite Liberal Saudi Network die Religionspolizei immer wieder für ihre harte Durchsetzung der strengen Auslegung des Islams kritisiert. Vor anderthalb Wochen musste Badawi auf einem Platz vor einer Moschee in Dschidda die ersten 50 Peitschenhiebe über sich ergehen lassen. Die restlichen 950 Peitschenhiebe sollen in 20 weiteren Etappen folgen.

Der Fall hat international für Empörung gesorgt. Neben Amnesty International haben auch die EU-Kommission und die US-Regierung die Strafe scharf verurteilt.

20 Jan 2015

LINKS

[1] http://www.independent.co.uk/voices/comment/raif-badawi-nobel-laureates-letter-to-saudi-academics-9989077.html

TAGS

Nobelpreis
Raif Badawi
Blogger
Saudi-Arabien
Sigmar Gabriel
Sigmar Gabriel
Amnesty International
Prügelstrafe
Folter
Ägypten
Saudi-Arabien
Meinungsfreiheit

ARTIKEL ZUM THEMA

Wirtschaftsminister in Saudi-Arabien: König lässt Gabriel abblitzen

Sigmar Gabriel sieht keine schnelle Lösung im Fall des Bloggers Badawi. Die Grünen fordern einen Stopp aller Waffenexporte, die Union will liefern.

Menschenrechte in Saudi-Arabien: Grüne fordern Asyl für Badawi

Die Opposition appelliert an Gabriel, sich in Saudi-Arabien für bedrohten Blogger einzusetzen. Auch Online-Kampagnen und Amnesty machen Druck.

Sigmar Gabriel reist nach Saudi-Arabien: Mut vor dem Königsthron gefordert

Wirtschaftsminister Gabriel reist nach Saudi-Arabien. Er soll sich dort auch für den inhaftierten Blogger Raif Badawi einsetzen.

Prügelstrafe gegen saudischen Blogger: Hiebe erneut ausgesetzt

1.000 Schläge wegen „Beleidigung des Islams“: Zum dritten Mal in Folge bleibt Raif Badawi verschont. Wie lange der Aufschub gilt, ist unklar.

Blogger in Saudi-Arabien: Gefängnisarzt stoppt Auspeitschung

Der saudische Blogger sollte am Freitag wieder 50 Peitschenhiebe erhalten. Aus „medizinischen Gründen“ ist die Folter vorerst ausgesetzt.

Kommentar Folter saudischen Bloggers: Und nun zum Staatsterrorismus

Das arabische Terrorverständnis ist ein etwas anderes als das europäische. Aber Europa hat keinen Grund zur Selbstzufriedenheit.

Prügelstrafe für Blogger in Saudi-Arabien: Die nächsten 50 Peitschenhiebe

Der Blogger Raif Badawi wird Freitag wieder ausgepeitscht. Er hatte sich mit dem religiösen Establishment angelegt. Seine Frau hofft auf internationalen Druck.

Kommentar „Charlie“ und Saudi-Arabien: Peitschenhiebe gegen Aufklärung

Wir sollten neben „Charlie“ auch Raif Badawi sein. Er gründete die Seite „Die saudischen Liberalen“ – und wird mit 1.000 Peitschenhieben bestraft.