taz.de -- Selbstfahrende Autos: A9 soll Teststrecke werden

Auf einem bayerischen Teilstück der Autobahn sollen selbstfahrende Fahrzeuge ausprobiert werden. Baden-Württemberg will so etwas auch.
Bild: In den USA längst schon im Test: ein selbstfahrendes Auto mit Technik von Google in Mountain View.

BERLIN taz | Für selbstfahrende Autos soll es in Deutschland nach Angaben von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bald eine Teststrecke geben. Auf der Autobahn A9 in Bayern sei ein Pilotprojekt „Digitales Testfeld Autobahn“ geplant, wie aus einem Papier des Bundesverkehrsministeriums hervorgeht. Mit den ersten Maßnahmen für diese Teststrecke solle schon in diesem Jahr begonnen werden. Mit dem Projekt soll die Effizienz von Autobahnen generell gesteigert werden.

„Die Teststrecke soll so digitalisiert und technisch ausgerüstet werden, dass es dort zusätzliche Angebote der Kommunikation zwischen Straße und Fahrzeug wie auch von Fahrzeug zu Fahrzeug geben wird“, sagte Dobrindt zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Auf der A9 sollten sowohl Autos mit Assistenzsystemen als auch später vollautomatisierte Fahrzeuge fahren können. Dort soll die Kommunikation nicht nur zwischen Testfahrzeugen, sondern auch zwischen Sensoren an der Straße und den Autos möglich sein, etwa zur Übermittlung von Daten zur Verkehrslage oder zum Wetter.

Das Vorhaben solle im Verkehrsministerium von einem runden Tisch mit Forschern und Industrievertretern begleitet werden, sagte Dobrindt. Dieser solle sich unter anderem auch mit den komplizierten Haftungsfragen beschäftigen. Also: Wer zahlt eigentlich, wenn ein automatisiertes Auto einen Unfall baut?

Mithilfe der Teststrecke solle die deutsche Automobilindustrie auch beim digitalen Auto „Weltspitze sein können“, sagte der CSU-Minister. Die deutschen Hersteller sollten die Entwicklung nicht Konzernen wie etwa Google überlassen.

Noch ganz am Anfang

Derzeit ist Deutschland noch an das „Wiener Übereinkommen für den Straßenverkehr“ gebunden, das Autofahren ohne Fahrer nicht zulässt. Nur unter besonderen Auflagen sind Tests möglich. Die Grünen halten die Pläne für unnütz. Grünen-Verkehrsexpertin Valerie Wilms sagte der Saarbrücker Zeitung: „Der Minister hat wichtigere Dinge zu erledigen, als sich mit selbstfahrenden Autos zu beschäftigen.“ Die Technologie sei im Verkehrsbereich nicht vordringlich, auch stehe sie noch ganz am Anfang.

Aus dem grün-rot regierten Baden-Württemberg – mit dem Konzernsitz von Daimler – kamen hingegen andere Töne. Was in Bayern funktioniere, müsse auch in Baden-Württemberg möglich sein, sagte Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD). Von den topografischen Gegebenheiten biete sich die Autobahn A81 an.

27 Jan 2015

AUTOREN

Richard Rother

TAGS

Mobilität
Baden-Württemberg
Bayern
Autos
Technik
Selbstfahrendes Auto
Google Glass
Alexander Dobrindt
Verkehr
CES
Kalifornien
Datenschutz
Selbstfahrendes Auto
Digitalisierung
Daimler
Roboter
Roboter
Verkehr

ARTIKEL ZUM THEMA

Gesetzentwurf zum autonomen Fahren: Das vernetzte Auto

Am Freitag schafft die Bundesregierung die rechtliche Grundlage für selbstfahrende Autos. Das Sammeln von Daten sehen viele kritisch.

Kommentar Googles selbstfahrendes Auto: Master of halbe Sachen

Google lässt die Zukunft hängen. Die zuständige Tochterfirma will offenbar keine eigenen selbstfahrenden Autos mehr entwickeln.

Automatisiertes Fahren in Deutschland: Dobrindt plant Gesetzesänderung

Für selbstfahrende Autos will Verkehrsminister Dobrindt eine Änderung im Straßenverkehrsgesetz vorlegen. Der Fahrer muss weiter am Lenkrad sitzen.

Dobrindts „Mobilitätsrevolution“: Mehr Selbstständigkeit für Autos

Das Kabinett verabschiedet einen Gesetzentwurf, der autonomes Fahren regelt. Aber was ist mit den Kernfragen Haftung und Ethik?

Neuheiten bei der CES in Las Vegas: Autoindustrie setzt auf innere Werte

Auf der Elektronikmesse CES In Las Vegas wollen die Hersteller demonstrieren, wie gut sie IT können. Datenschützer sind alarmiert.

Regeln für selbstfahrende Autos: Steuerrad und Fahrer

Kalifornien legt Sicherheitsregeln für Roboter-Autos vor. Nötig sind demnach ein Lenkrad und ein Fahrer, der notfalls eingreifen kann. Google ist enttäuscht.

Selbstfahrende Autos und Datenschutz: Keine Angst vor dem Autopiloten

Die Angst vor Unfällen mit selbstfahrenden Autos ist übertrieben. Worum wir uns kümmern müssen, ist die Sicherheit unserer Daten.

Internet der Dinge: Aufs Google-Auto aufgefahren

Auch selbst fahrende Pkws sind nicht vor Unfällen gefeit. Doch die Hersteller sagen: Schuld daran sind die anderen Fahrer.

Schlagloch Automation: Selbstlenkende Gesellschaft

Dobrindts Vision der schönen neuen Automatenwelt ist alt – und unheimlich. Doch sie wird noch viel schneller kommen als wir es befürchten.

Neue Mobilität: Daimlers Luxus-Lounge auf Rädern

Der deutsche Autokonzern stellt eine selbstfahrende Limousine vor. Sie soll den Reichen der Welt Privatsphäre im Straßenverkehr bringen.

Gehirnforschung und Roboter: Wurm in der Maschine

Ist es möglich, ein Gehirn komplett als Computerprogramm nachzubauen? Einem US-Forscher ist die Simulation für einen winzigen Wurm gelungen.

Autonome Roboter im Straßenverkehr: Der Fahrer in der Maschine

Bald könnten selbststeuernde Fahrzeuge auf Straßen unterwegs sein. Doch dürfen sie in Unfallsituationen entscheiden, wer lebt und wer stirbt?

Roboterfahrzeuge in Kalifornien: Auto auf Autopilot

Von wegen Science Fiction – nun dürfen Mercedes, Audi und Google ihre fahrerlosen Autos auch im Straßenverkehr Kaliforniens testen.