taz.de -- Deso Dogg auf US-Terrorliste: „Ein bereitwilliges Sprachrohr des IS“

Für das US-Außenministerium ist der Berliner Ex-Rapper Denis Cuspert ein führender IS-Propagandist. Nun steht er auf der Liste „ausländischer Terrorkämpfer“.
Bild: Noch 2004 zeigte Deso Dogg der Welt nur den Stinkefinger

WASHINGTON afp | Die USA haben den früheren Berliner Rapper Denis Cuspert wegen seiner Rolle in der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) auf ihre Terrorliste gesetzt. Sämtliches Vermögen von Cuspert im Zuständigkeitsbereich der US-Justiz werde eingefroren, teilte das Außenministerium in Washington am Montag mit. Außerdem seien US-Bürgern fortan Geschäftsbeziehungen mit Cuspert untersagt.

Cuspert gilt als einer der bekanntesten aus Deutschland stammenden Islamisten. Nach Angaben des US-Außenministeriums hatte er sich im Jahr 2012 als „ausländischer Terrorkämpfer“ der IS-Miliz angeschlossen und trat seitdem in mehreren Propagandavideos der Dschihadisten auf. Die jüngsten Aufnahmen stammen demnach vom vergangenen November und zeigen, wie Cuspert offenbar einen abgeschnittenen Kopf eines hingerichteten IS-Gegners hochhält.

Der gebürtige Berliner, der als Rapper Deso Dogg Musik machte, nennt sich heute Abu Talha al-Almani. Laut US-Außenministerium scheint seine Aufgabe bei der IS-Miliz vor allem darin zu bestehen, neue Kämpfer aus deutschsprachigen Ländern zu rekrutieren. Der 39-Jährige sei „ein bereitwilliges Sprachrohr“ für die Grausamkeiten der Dschihadisten, hieß es. Einem Bericht der Welt am Sonntag zufolge ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen Cuspert wegen mutmaßlich in Syrien begangener Kriegsverbrechen.

Die US-Regierung gab die Aufnahme des IS-Kämpfers auf die Terrorliste während eines Besuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Washington bekannt. Bei Merkels Beratungen mit US-Präsident Barack Obama ging es auch um den Kampf gegen die Dschihadisten, die weite Gebiete in Syrien und im Irak unter ihre Kontrolle gebracht haben.

Obama lobte bei einer Pressekonferenz die deutschen Waffenlieferungen für die kurdischen Peschmerga-Verbände, die im Nordirak gegen die IS-Miliz kämpfen, als „bedeutenden Meilenstein“.

10 Feb 2015

TAGS

Schwerpunkt Syrien
Islamismus
„Islamischer Staat“ (IS)
US-Terrorliste
Denis Cuspert
„Islamischer Staat“ (IS)
USA
Rap
Terrorismus
US-Terrorliste
Dschihad
Dschihadismus
IS-Helferinnen
„Islamischer Staat“ (IS)
Dschihad
„Islamischer Staat“ (IS)
„Islamischer Staat“ (IS)

ARTIKEL ZUM THEMA

„Islamischer Staat“ und FBI: Heimliche Hochzeit in Syrien

Der immer wieder totgesagte deutsche IS-Terrorist Deso Dogg hat 2014 in Syrien geheiratet. Und zwar eine Übersetzerin des FBI.

Deutscher Dschihadist: Tod von Denis Cuspert bestätigt

Das US-Verteidigungsministerium attestiert, dass der deutsche IS-Kämpfer bei einem Angriff in Syrien getötet worden ist. In Berlin war er als Rapper bekannt.

Rap und Islam: Mutterficker und Dschihadisten

Es sollte eine Diskussion sein. Doch während das Podium in der Berliner Berghain-Kantine nur Klischees reproduzierte, war das Publikum unterfordert.

Bedrohung durch den IS: Gegen das „kreuzzüglerische Italien“

Die Terrormiliz IS wütet auch in Libyen. Die Truppen des „Islamischen Staates“ sehen sich auf dem Weg zur Eroberung Roms.

Verdeckte FBI-Agentin beim IS: Undercover in die Ehe

Eine FBI-Agentin soll den deutschen Islamisten Denis Cuspert geheiratet haben, um an Informationen zu gelangen. Dieser steht nun auf der Terrorliste der USA.

Diskussion in Berlin zu Pariser Anschlägen: Distanzeritis vom Dschihad

Blasphemische Karikaturen? Ganz normale Muslime? Interessante Thesen gab es bei einem Panel um die Pariser Anschläge, nur keinen Schlagabtausch.

Deutsche IS-Kämpfer in Syrien: Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen

Haben deutsche Dschihadisten in Syrien Kriegsverbrechen begangen? Die Bundesanwaltschaft ermittelt einem Bericht zufolge gegen Denis Cuspert und Fared S.

Mutmaßliche IS-Helferinnen: Mit Schnuller in den Dschihad

In Düsseldorf sind erstmals zwei Frauen vor Gericht, die den „Islamischen Staat“ unterstützt haben sollen. Der Mann der einen kämpft in Syrien.

Terrorforscher über Dschihadisten: „Ins Gefängnis stecken ist gefährlich“

Kann man zurückgekehrte IS-Kämpfer wieder in die Gesellschaft integrieren? Einige schon, sagt Peter Neumann, Terrorismusforscher vom King's College.

Motive von Frauen für den Dschihad: Salafismus als Befreiung

Aus Deutschland reisten mindestens 40 Frauen Richtung Syrien. Was bringt sie dazu? Oft sind es Männer und klare Rollen, sagen Experten.

Experte über deutsche Dschihadisten: „Al-Qaida gilt als weichgespült“

Der Organisationsgrad deutscher Islamisten steigt, warnt Islam-Experte Guido Steinberg. Anschläge des IS in Europa hält er für wahrscheinlich.

Deutscher Islamist im engeren IS-Zirkel: Ex-Rapper rekrutiert Nachwuchs

Der Berliner Denis Cuspert hat Karriere bei der Terrormiliz „Islamischer Staat“ gemacht. Das geht aus einem Bericht von Verfassungsschützern hervor.