taz.de -- 600 stürmen Grenzzaun in Melilla: Mit Kletterhaken und Nägeln

Erneut haben hunderte Flüchtlinge versucht, in Melilla EU-Gebiet zu erreichen. Mindestens 35 überwanden den sechs Meter hohen Grenzzaun.
Bild: Nach ihrer Flucht stimmten sie den Triumphgesang „Bossa, Bossa“ an.

MADRID dpa | Bei einem neuen Massenansturm auf die spanische Nordafrika-Exklave Melilla sind Dutzende Flüchtlinge in das EU-Gebiet gelangt. Mindestens 35 Menschen hätten am Dienstag vom Gebiet Marokkos aus die sechs Meter hohen Grenzzäune überwinden können, teilte die Vertretung der spanischen Regierung mit. Mehr als 600 hätten es versucht. Viele hätten bis zu sechs Stunden lang auf den Zäunen gesessen, bis sie aufgegeben hätten. Es sei der bisher größte Ansturm des laufenden Jahres gewesen, hieß es.

Nach ihrer erfolgreichen Aktion marschierten die Flüchtlinge unter Begleitung mehrerer Polizeifahrzeuge in einer großen Gruppe zum seit Monaten überfüllten Aufnahmelager. Dabei stimmten die Männer nach Medienberichten ihren Triumphgesang „Bossa, Bossa“ an.

Im Juni 2014 waren an der Grenze engmaschige, als „unüberwindbar“ geltende Zäune errichtet worden. Die Flüchtlinge benutzen nun deshalb häufig Kletterhaken und Schuhe mit Nägeln an den Sohlen.

In der Nähe der beiden spanischen Exklaven Melilla und Cueta leben Tausende notleidende Afrikaner aus Ländern südlich der Sahara und harren auf eine Gelegenheit, nach Europa zu gelangen. Nach Schätzungen handelt es sich um 30 000 bis 80 000 Menschen. Marokko hatte erst am Montag die Auflösung vieler dieser Lager angekündigt.

10 Feb 2015

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