taz.de -- Protest gegen Berliner Drogenpolitik: Facebook entfernt Kiff-in-Aufruf
Der Görlitzer Park soll zur Null-Toleranz-Zone für weiche Drogen werden. Für eine Protest-Aktion meldeten sich auf Facebook Tausende an – nun wurde das Event gelöscht.
BERLIN dpa | Der Streit um eine härtere Gangart gegen Drogenverkauf und -besitz im Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg hat jetzt auch auf Facebook zu Konsequenzen geführt. Eine Seite mit einem Aufruf für eine Protestaktion in Form eines „Solidaritäts Kiff-In“ am Mittwoch wurde von Facebook entfernt. Der Account des Anmelders, der unter dem Namen „Django Reinhardt“ lief, wurde temporär gesperrt. Prompt stellten die Organisatoren eine neue Seite [1][mit einem ähnlichen Aufruf] ein und viele hundert Menschen sagten ihre Teilnahme zu.
Sie wollen am Mittwochabend gegen die neuen, schärferen Regeln zum Besitz weicher Drogen wie Haschisch und Marihuana demonstrieren. Allerdings wies der Senat bereits daraufhin, dass betonter, auffälliger und demonstrativer Drogenkonsum schon früher nicht unter die Toleranzregel fiel und daher strafrechtlich verfolgt wird.
Nach den neuen Bestimmungen des Berliner Senats soll der Drogenbesitz von Dienstag an im Görlitzer Park schon ab kleinsten Mengen bestraft werden. Die Toleranzregeln für 10 bis maximal 15 Gramm Marihuana und Haschisch zum Eigenbedarf gelten dann an diesem Ort nicht mehr.
So soll der massive Drogenhandel im Park zurückgedrängt und die Käufer sowie die zahlreichen Dealer vertrieben werden. In Berlin werden strafrechtliche Ermittlungsverfahren sonst bei diesen Mengen üblicherweise eingestellt.
Auch an Schulen wird künftig der Besitz von Cannabis strenger bestraft. Bisher wurden dort nur Handel und Konsum auch bei sehr kleinen Mengen verfolgt. Seit Jahren verkaufen zahlreiche, in Gruppen organisierte Dealer ihre Ware vor allem an junge Menschen und Touristen. Die Polizei hat seit Herbst ihre Präsenz im Park und die Zahl der Razzien deutlich verstärkt. Viele Drogenhändler wurden festgenommen. Teilweise verlagerte sich die Szene.
30 Mar 2015
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Bei erwarteten 32 Grad ist ein Joint auf der heutigen Parade die falsche Wahl. Viel besser: Dope schlecken! Die taz war auf der Suche nach dem Hanf-Eis.
Kiffen mit dem Haus-Chamäleon sei zwar kindisch, aber nicht strafbar. Das entschied ein Gericht in Chicago und sprach einen Mann vom Vorwurf der Tierquälerei frei.
Eine überarbeitete Regelung der Berliner Justizverwaltung legt nahe: Beim Kiffen erwischte Lehrer und Erzieher müssen grundsätzlich bestraft werden.
Hunderte kommen zum „Großen Solidaritäts-Kiff-In“ in den Görlitzer Park in Berlin. Ein Protest gegen die Polizei, die härter durchgreifen will.
Ab 31. März wird der Görlitzer Park zur Null-Toleranz-Zone. Damit schafft die CDU mitten in Kreuzberg einen Testraum für konservative Drogenpolitik.
Innensenator Henkel (CDU) punktet mit seinem Hardliner-Auftreten nur noch bei alten Leuten und Reihenhausbesitzern. Er hat die Realität in Berlin nicht kapiert.
Der Senat will die Straffreiheit für's Kiffen nicht nur in Kreuzberg aufheben. In allen Parks der Stadt darf bald kein Joint mehr kreisen.
Im November hatte ein Kreuzberger Wirt einer Shishabar zwei Drogenhändler nieder gestochen. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren gegen den Wirt eingestellt.
Berlin will den Besitz von kleinsten Mengen Cannabis ab April in gewissen Gegenden strenger verfolgen. Für die Bezirksbügermeisterin Herrmann eine „Luftnummer“.
Auch bei einem Modellversuch gäbe es keine öffentliche Abgabe von Cannabis an alle, so die Grünen. Der Kundenkreis würde im Vorfeld genau festgelegt.