taz.de -- Freiheitsdrang und Zeitvertreib in Gaza: Ein Schiff aus Plastikflaschen
Junge Palästinenser im Gazastreifen haben ein ganzes Schiff aus Plastikflaschen gebaut. Sie wollen damit der „Bedrückung“ im abgeriegelten Gebiet entfliehen.
GAZA afp | Auf der Suche nach einem Zeitvertreib haben sich fünf junge Palästinenser im von Israel zu Land und zu Wasser abgeriegelten Gazastreifen mit gebrauchten Plastikflaschen etwas mehr Freiheit verschafft: Aus fast tausend grünen Flaschen bauten sich die Männer über mehrere Monate hinweg ein vier Meter langes und zwei Meter breites Boot, das mit seiner palästinensischen Flagge an der Küste nun für Aufmerksamkeit sorgt. Darüber berichtet die Website von [1][Al Arabiya News, die auch ein Bild des Schiffes] zeigt.
Zusammengehalten werden die Flaschen von einem Rahmen, den die Tüftler aus Altmetall bauten. Ihre Ausgaben lagen bei rund 500 Dollar (gut 460 Euro). „Wir wollten aus der Bedrückung, die aus dem Festsitzen im Gazastreifen resultiert, ausbrechen“, sagte Bahaa Obeid, ein 25-jähriger Elektriker, der das Boot zusammen mit seinem gleichaltrigen Cousin Mohammed Obeid, einem ausgebildeten Anwalt, und drei weiteren Freunden baute.
Die Arbeiten hätten allerdings einige Monate gedauert, „weil wir nur sechs Stunden am Tag Strom hatten“. Mohammed Obeid fügt hinzu: „Nun können wir zum Fischen oder für eine Bootstour in See stechen.“ Ihr Schiff sei im Gazastreifen „etwas Neues, vielleicht auch Bizarres“.
Der Gazastreifen mit seinen etwa 1,8 Millionen Einwohnern ist seit dem Jahr 2006 abgeriegelt. An Land wird lediglich der Grenzübergang Rafah nach Ägypten nicht von Israel kontrolliert. Auf das Mittelmeer dürfen die Palästinenser nur in einer Zone von sechs Seemeilen vor der Küste hinausfahren, bevor sie von der israelischen Marine abgefangen werden.
19 Apr 2015
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