taz.de -- Protest von Lehrer*innen in Berlin: Demos machen Schule
Bereits zum sechsten Mal treten Lehrer*innen in den Warnstreik. Sie fordern kleinere Klassen. Am Samstag gehen Eltern und Schüler*innen auf die Straße.
Berlin taz/dpa | Für etliche Berliner Schülerinnen und Schüler dürfte der gewohnte Unterricht am Freitag ausgefallen sein. Nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beteiligten sich [1][erneut rund 2.500 Lehrkräfte an einem ganztägigen Warnstreik] – die Bildungsverwaltung sprach von 2.150 Streikenden.
Mit dem Aktionstag wollte die GEW ihre Forderung nach kleineren Klassen und einem entsprechenden Tarifvertrag untermauern. Kleinere Klassen würden nach Einschätzung der Gewerkschaft eine geringere Arbeitsbelastung für Lehrerinnen und Lehrer bedeuten und hätten damit einen besseren Gesundheitsschutz zur Folge. Auch die Kinder und Jugendlichen würden davon profitieren.
Die Gewerkschaft trägt ihr Anliegen schon seit mehr als einem Jahr vor und organisierte den inzwischen sechsten Warnstreik dazu. Der Senat verweist darauf, dass Berlin – wie alle anderen Bundesländer außer Hessen – der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) angehört. Ohne Zustimmung der Tarifgemeinschaft könne Berlin daher keine Tarifverhandlungen über die Klassengröße aufnehmen. Die TdL lehne solche Verhandlungen ab.
Am Samstag steht bereits der nächste Protest an: Dann mobilisiert die Initiative „Schule muss anders“ zu einer Kundgebung für mehr Personal und mehr Schulplätze. Startpunkt ist um 14 Uhr am Moritzplatz in Kreuzberg. Die Abschlusskundgebung soll gegen 15.15 Uhr am Haus des Lehrers am Alexanderplatz stattfinden.
Wo sollen die Lehrkräfte herkommen?
In Berlin gibt es rund 34.000 Lehrer. Viele davon sind Angestellte und dürfen anders als Beamte streiken. Offen ist, ob es für kleinere Klassen überhaupt genügend Lehrkräfte gäbe, denn an den Schulen herrscht Lehrermangel.
25 Nov 2022
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