taz.de -- Neuer Datenschutz in der EU: Postfach entschlacken, Mails checken
Viele User erfreuen die neuen EU-Gesetze (DSGVO), aber die Verbraucherzentralen warnen: Auch Betrüger sind unterwegs.
Auch schon 100 Mal um die Erlaubnis gebeten worden, weiter Mails zu bekommen – und einfach genüsslich nicht reagiert? So entschlacken derzeit Millionen User in ganz Europa ihre Mail-Postfächer.
Dank der [1][EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)], die ab dem 25. Mai gilt, müssen Firmen für die Verarbeitung personenbezogener Daten künftig immer die explizite Einwilligung der Betroffenen einholen (Opt-in-Verfahren).
Diese Erlaubnis muss auch nachgewiesen werden können. Unternehmen, die auf Nummer sicher gehen wollen, wählen deshalb gerne das „Double-Opt-in“-Verfahren: Der User stimmt zu, bekommt eine Mail und muss hier erneut einen bestimmten Link bestätigen. Bislang gilt, dass User aktiv den Empfang von Mails ablehnen müssen (Opt-out-Verfahren).
Das neue Verfahren birgt auch Gefahren: So warnen Verbraucherschützer vor E-Mails, mit denen Betrüger im Windschatten der neuen EU-Regeln an sensible Informationen gelangen wollen. Vermehrt würden derzeit sogenannte Phishing-Mails verschickt, um an die Nutzerdaten von Kunden von Amazon, Ebay, Paypal oder anderen Onlineshops und Banken zu kommen, erklärte die Verbraucherzentrale Brandenburg am Mittwoch.
In den mit Firmennamen und Logos als seriös getarnten E-Mails werden die Empfänger aufgefordert, Daten zu bestätigen oder gar eine Kopie ihres Ausweises an den Absender zu schicken. Die Betrüger nutzten laut Verbraucherzentrale „den Umstand, dass viele Unternehmen zurzeit tatsächlich ihre Nutzungsbedingungen aufgrund der DSGVO umstellen und ihre Kunden darüber per E-Mail informieren“.
25 May 2018
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Vor zehn Monaten trat die Datenschutz-Grundverordnung in Kraft. Doch VerbraucherInnen fühlen sich wenig informiert.
Nutzer nehmen die Machenschaften von Facebook nicht länger hin und verlassen das soziale Netzwerk. Daraufhin schmiert die Aktie ab.
Die Datenschutzgrundverordnung ist eine gigantische Vernichtung von Lebenszeit. Sie befördert bürokratische Rituale ohne besondere Wirkung.
Facebook und Google verstoßen gegen die neue Datenschutzgrundverordnung, meint Netzaktivist Max Schrems. Er fordert Milliardenstrafen.
Schluss mit Hetze und Manipulation: Mit der Verordnung hat Europa ein Mittel gegen die Machtposition der Techkonzerne gefunden.
Ich habe ein Kind bekommen und geheiratet, aber diese Verordnung ist das Drittbeste, das mir in den vergangenen Jahren passiert ist.
Blogger und Kleinunternehmer stöhnen über die neuen Datenschutzregeln der Europäischen Union. Dabei dürften es Abmahnanwälte schwer haben.
Die Datenschutzgrundverordnung ist ein Meilenstein. Sie ist so bürokratisch, dass viele User darüber stöhnen. Doch sie sichert ein Grundrecht.
Jan Philipp Albrecht ist der Vordenker der neuen Datenschutzgesetze in Europa. Jetzt wird der grüne Überflieger Minister in Schleswig-Holstein.