taz.de -- Mustafa's Gemüse Kebap: Eine Schlange zieht um
Mustafa's Gemüse Kebap ist ein weltweit bekanntes Berliner Wahrzeichen. Nun wechselt der Imbiss die Straßenseite. Den Erfolg wird das kaum mindern.
Mustafa's Gemüse Kebap ist für Tourist:innen ein „must see“, für viele Einheimische eher ein „must avoid“. Jahrelang haben die Mitarbeiter den [1][Döner] aus einer mobilen Bude am Mehringdamm serviert. Jetzt ist der Kultimbiss umgezogen, in ein richtiges Ladenlokal, gegenüber, auf der anderen Straßenseite.
„Wir mussten umziehen, weil auf dem Gelände hinter uns jetzt gebaut wird“, sagt Tarik Kara, Inhaber des Ladens. Wegen der Küche und der Lagerräume seien die Umstände in den neuen Räumen leichter, sonst habe sich aber nichts geändert – und das solle auch so bleiben. „Nichts darf wichtiger sein als der Döner“, sagt Kara.
Statt der Verkäufer ist von der Straße aus nun eine dunkelgraue Fassade mit bodentiefen Fenstern zu sehen. Was bleibt, ist das Logo mit der orangefarbenen Schrift. Und: die lange [2][Warteschlange]. Sie formt sich kurz vor zwölf Uhr und wird gefühlt minütlich länger.
Ich selbst komme nicht aus Berlin, es ist mir also offiziell erlaubt, einen Gemüsedöner zu verkosten. Zwar kenne ich den Laden wie jeder gute Touri schon seit meiner Klassenfahrt vor etwa zehn Jahren, probiert habe ich aber noch nie. Doch heute ist es soweit, ich wage mich in die Schlange.
Der Hype lockt
Hinter mir steht ein Lehrer aus Nürnberg, der auch auf Klassenfahrt in Berlin ist. Er habe mal einen Bericht über den Imbiss gesehen, seitdem wollte er mal vorbeikommen. Drei Schülerinnen stehen mit ihm in der Schlange. Auf Tiktok haben sie gesehen, dass der Sänger Jason Derulo auch schon hier war. „Ich stand gestern schon mal an, hab aber abgebrochen, weil eine Dreiviertelstunde warten dann doch ein bisschen lang war“, sagt der Lehrer.
An Tag zwei am neuen Standort wartet er immerhin nur eine knappe halbe Stunde. Die Mitarbeiter hinter der Theke sind entspannt, liebevoll bereiten sie die Bestellungen vor. Böse Zungen unterstellen, dass sie die Brote extra langsam befüllen, weil die Schlange den Laden begehrt wirken lässt.
Auf stichprobenartige Nachfrage lassen sich in der Schlange keine Berliner:innen finden; die meisten sind wie ich zum ersten Mal hier. Was sie lockt, ist der Hype – denn von [3][Mustafa’s Gemüse Döner] haben die meisten bereits vor ihrem Berlinbesuch gehört, und viele planen Wartezeit bei ihrem Besuch mit ein.
Den Nürnberger Lehrer überzeugt auch der Geschmack. „Definitiv besser als andere Döner. Echt lecker. Ein bisschen Zitrone haben sie noch drüber geträufelt, das habe ich bewundert“, sagt er. Auch mir schmeckt der Döner, vor allem die Zitrone und die verschiedenen Soßen. Ich frage den Lehrer, ob sich das Anstehen gelohnt habe. „Ja“, sagt er, ohne zu zögern.
10 Jul 2025
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