taz.de -- Gentrifizierung in Berlin: Köpi-Wagenplatz droht Räumung
Ultimatum bis Ende Februar: Besitzer Startezia GmbH will ein gerichtliches Räumungsurteil für den Bauwagenplatz an der Köpenicker Straße erwirken.
Berlin taz | Dem Wagenplatz auf dem Areal der Köpenicker Straße 133 bis 138 in Berlin-Mitte droht die Räumung. Nach eigenen Angaben hat [1][der Bauwagenplatz] neben dem autonomen Wohn- und Kulturzentrum Köpi eine rechtskräftige Aufforderung vom derzeitigen Besitzer Startezia GmbH erhalten, den Platz bis Ende Februar zu räumen. Der Besitzer habe bereits ein Gerichtsverfahren für die Räumung eingeleitet, falls die Bewohner:innen den Platz nicht freiwillig verließen – womit in keinem Fall zu rechnen ist.
„Natürlich traf uns diese Neuigkeit schwer, trotzdem wird dies nur der Anfang eines langen Kampfes sein“, heißt es in einer Mitteilung vom Köpi und dem angeschlossenen Wagenplatz. Eine Demo „gegen Verdrängung und für selbstbestimmtes Wohnen“ steht bereits: Am Samstag, d. 20. Februar, soll eine Fahrrad-Demo ab 14 Uhr vom Köpi aus starten und um 15 in der Scheffelstraße zu einem Wagen-Konvoi stoßen, wie es in [2][mehrsprachigen] Demo-Aufrufen [3][auf der Website] vom Köpi und dem Wagenplatz heißt. Die Mitteilung schließt mit dem Slogan „Köpi bleibt Risikokapital!“
Der Spruch bezieht sich darauf, dass es bei weitem nicht das erste Mal ist, dass dem 1990 besetzten und 1991 legalisierten autonomen Wohn- und Kulturprojekt eine Räumung droht. Nach diversen Zwangsversteigerungen und Verkäufen an verschiedene Eigentümer gehört es mittlerweile der Startezia GmbH, wobei offenbar der [4][Immobilienentwickler Sanus AG] die Fäden zieht.
Nach einem Verkauf 2007 hatten die Bewohner:innen des benachbarten Hauses, die Köpi, Mietverträge über knapp 30 Jahre erhalten. Allerdings gibt es mittlerweile ein vom Bezirk Mitte beschlossenes Blockkonzept, das eine Bebauung ringsum zuließe. Das ehemalige Hinterhaus Köpi könnte dann wieder ein Vorderhaus bekommen und auch der Bauwagenplatz dürfte nach einer etwaigen Räumung bebaut werden.
Korrektur: In einer früheren Version stand fälschlicherweise, dass der Köpi-Bauwagenplatz in Kreuzberg liegt.
17 Feb 2021
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Der Köpi-Wagenplatz verliert vor Gericht gegen eine Briefkastenfirma Die Bewohner*innen wollen in Berufung gehen und hoffen auf Kaufverhandlungen.
Dem Wagenplatz des Hausprojekts droht die Räumung. Dagegen wird am Wochenende demonstriert. Der Bezirk hofft derweil auf eine Verhandlungslösung.
Die kapitalistische Verwertungspolitik wird zur Lawine. Es gilt, für die noch verbleibenden bunten Projekte auf die Straße zu gehen.
Ein Haus in der Heidelberger Straße wurde wohl an die Deutsche Wohnen verkauft. Die Bewohner:innen sind vom Bezirk enttäuscht.
Vor 30 Jahren wurden erste Häuser in Ostberlin besetzt – auch die Linienstraße 206, eine Art Denkmal für die linke Szene. Ex-BesetzerInnen erzählen.
Hamburgs Punklegende Slime muckt seit 1979 auf gegen herrschende Verhältnisse. Ein neues Album lässt die Band über Demokratie nachdenken.
Das autonome Hausprojekt Köpi und ihr Wagenplatz sollen verkauft werden. Der Bezirk Mitte hat die Bebauung der Freiflächen erlaubt.