taz.de -- +++ Nachrichten in Nahost +++: Im südsyrischen Suweida kehrt eine fragile Ruhe ein
Nach dem Konflikt zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen haben letztere die umkämpft Stadt verlassen. Insgesamt starben nach Angaben einer NGO über 900 Menschen.
Kämpfe in Suweida beendet
Die Kämpfe in der syrischen Stadt Sweida sind nach dem Einsatz von Sicherheitskräften offiziellen Angaben zufolge beendet. Das Gebiet sei von Kämpfern eines Beduinen-Stammes geräumt worden, teilt das Innenministerium mit. Die Regierung hatte jüngst Sicherheitskräfte entsandt, um einen Waffenstillstand nach fast einwöchigen Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Drusen-Gemeinschaft und syrischen Beduinen-Stämmen durchzusetzen.
Ganz vorbei scheint der Konflikt aber nicht zu sein: Ein Sprecher einer bewaffneten drusischen Gruppe, Bassem Fakhr, sagte der Nachrichtenagentur AFP: „Wir wollen die Waffenruhe einhalten, aber die Beduinen greifen uns von mehreren Gebieten außerhalb der Stadt aus an“, sagte er.
Auch die Beobachtungsstelle für Menschenrechte, deren Angaben oft nicht unabhängig überprüft werden können, sprach von anhaltenden Angriffen auf die Stadt. Auch in anderen Teilen der Provinz Suwaida werde trotz der Verkündung einer Waffenruhe durch die Übergangsregierung weiter gekämpft. Syriens Informationsminister Hamsa al-Mustafa sagte ebenfalls, die Waffenruhe sei weiterhin brüchig.
In der Provinz Suwaida hatten am vergangenen Sonntag die Gefechte zwischen Kämpfern der Minderheit der Drusen und sunnitischen Beduinen begonnen. Zur Unterstützung der Beduinen kamen Kämpfer syrischer Stämme in die Region. Den Beduinen gelang es so, zeitweise Teile der gleichnamigen Provinzhauptstadt einzunehmen.
Bei den seit fast einer Woche andauernden Kämpfen wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte rund 940 Menschen getötet. 326 der Toten seien drusische Kämpfer, 262 drusische Zivilisten. Unter den Toten sind laut der Beobachtungsstelle zudem 312 Sicherheitskräfte der Regierung und 21 Beduinen. Bei den israelischen Angriffen wurden 15 weitere Regierungskämpfer getötet, wie die Beobachtungsstelle weiter mitteilte. (rtr/afp)
US-Außenminister fordert Staat auf, in Suweida zu bleiben
Der US-Außenminister Marco Rubio hat die syrische Übergangsregierung zum Verbleib der Sicherheitskräfte in Südsyrien aufgefordert. Die Regierung in Damaskus müsse „ihre Sicherheitskräfte nutzen, um den Islamischen Staat und andere gewalttätige Dschihadisten davon abzuhalten, in das Gebiet einzudringen und Massaker zu verüben“, erklärte Rubio am Sonntag im Onlinedienst X. Nur so könne ein „vereintes, inklusives und friedliches Syrien“ erreicht werden.
In der südsyrischen Provinz Suwaida hatten am vergangenen Sonntag Gefechte zwischen Kämpfern der islamischen Minderheit der Drusen und sunnitischen Beduinen begonnen. Beide Volksgruppen sind seit langem verfeindet. Zur Unterstützung der Beduinen kamen Kämpfer syrischer Stämme in die Region. Den Beduinen gelang es so, zeitweise Teile der gleichnamigen Provinzhauptstadt einzunehmen. Am Samstagabend verkündete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die Stadt Suwaida befinde sich vollständig in drusischer Kontrolle. In anderen Teilen der Provinz hielten die Kämpfe indes an. (ap)
20 Jul 2025
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