taz.de -- Rüstungsindustrie im Aufwind: U-Boot-Boom füllt Auftragsbücher

Der von Thyssenkrupp abgespaltene Marineschiffbauer TKMS profitiert von der Aufrüstung: Der Auftragseingang ist sechsmal so hoch wie im Vorjahr.
Bild: Neue Jobs in Wismar: U-Boot-Boom lässt TKMS wachsen

dpa | Die Nachfrage nach konventionellen [1][U-Booten] sorgt für gute Laune bei Deutschlands größtem Marineschiffbauer TKMS. „Wir haben ein weiteres Rekordjahr für TKMS“, sagt Vorstandschef Oliver Burkhard. Der Auftragsbestand liege bei 18,2 Milliarden Euro, das seien 55 Prozent mehr als ein Jahr zuvor (11,6 Milliarden Euro).

Der jetzt vorgelegte freiwillige Geschäftsbericht ist der erste eigenständige Bericht von TKMS. Das Unternehmen wurde erst 2025 vom Industriekonzern [2][Thyssenkrupp] abgespalten, der immer noch Mehrheitsaktionär ist. TKMS hat mehr als 9.100 Beschäftigte, darunter rund 3.300 in Kiel. Weitere Standorte sind Wismar und Itajaí in Brasilien. Im Oktober ist das [3][Unternehmen an die Börse gegangen].

Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz um 9,3 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Unter dem Strich steht ein Nettogewinn von 108 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es knapp 88 Millionen Euro gewesen.

Der Auftragseingang lag im Geschäftsjahr 2024/25 bei 8,8 Milliarden Euro und damit knapp sechsmal so hoch wie im Vorjahr. Vor allem die Nachbestellung von vier U-Booten im Rahmen des deutsch-norwegischen 212CD-Programms, der Auftrag für den Bau des Forschungseisbrechers „Polarstern“, ein Großauftrag für die Modernisierung von sechs 212A-U-Booten der deutschen Marine und einen Exportauftrag über zwei weitere 218SG-U-Boote nach Asien sorgen für volle Bücher.

Ausbau in Wismar

Der Rüstungskonzern will noch mehr. „Wir werden ein zehnprozentiges Umsatzwachstum anstreben“, sagt Finanzvorstand Paul Glaser. Den Aktionär*innen kündigte er an: „Wir streben weiterhin eine Dividendenquote von 30 bis 50 Prozent des Nettoergebnisses an, zahlbar ab 2027.“

Außer am Stammsitz in Kiel will TKMS im kommenden Jahr am Werftstandort in Wismar die Produktion von U-Booten aufnehmen. 200 Millionen Euro will die Werft im neuen Geschäftsjahr investieren, vor allem für eine Druckkörpertaktstraße in Mecklenburg-Vorpommern. Darunter versteht man eine Fertigungslinie für den Rumpf von U-Booten. Eine solche ist in Kiel bereits in Betrieb.

Der Marineschiffbauer setzt darauf, dass Kundenbeiträge einen „substanziellen Teil“ dieser Investitionen tragen. Ziel sei es, durch den Ausbau der Kapazitäten künftig mehr U-Boote in der gleichen Zeit abzuliefern, sagte Burkhard.

Damit sei der Grundstein für die Nutzung des Standortes in Wismar als Hybridwerft gelegt, sagt Burkhard. „Anders als in Kiel, wo wir bis dato nur U-Boote bauen.“ Mittlerweile beschäftige der Standort im Nordosten rund 300 Menschen. Bis zu 1.500 könnten es am Ende werden. Es gebe dort zurzeit mehr als 30 Bewerbungen auf eine Stelle.

Eher in Wochen als in Monaten erwartet der Werftchef eine Entscheidung in den laufenden Gesprächen über eine Übernahme der Kieler Nachbarwerft German Naval Yards, die zur französischen Werftengruppe CMN Naval gehört. Am Kieler Standort waren zum Stand August rund 400 Beschäftigte tätig.

8 Dec 2025

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