taz.de -- Wahlsieger in der Republika Srpska: Der Schattenregent

Im serbischen Teil von Bosnien-Herzegowina bleibt der langjährige Machthaber Milorad Dodik indirekt im Amt: dank Wahlsieger Siniša Karan.
Bild: Eine Stimme für ihn ist eine Stimme für Dodik: Siniša Karan ist zum Präsidenten der Republika Srpska gewählt worden

Es war ein knappes Wahlergebnis. Rund die Hälfte der Bevölkerung der Republika Srpska lehnt die Politik von Serbenführer Milorad Dodik und seinen Leuten zwar ab. Mit 51 Prozent gewann 

Siniša Karan, amtierender Innenminister der serbischen Teilrepublik, dennoch die Wahlen und wird damit voraussichtlich ihr neuer Präsident.

Der 1962 in der Nähe von Beli Monastir in Slawonien geborene Politiker spielt seit einigen Jahren eine Schlüsselrolle im operativen Team von Milorad Dodik in Fragen der Innenpolitik sowie verfassungs- und rechtspolitischer Angelegenheiten. Er ist ein enger Gefolgsmann des Ex-Präsidenten und hat Dodiks Politik jahrelang uneingeschränkt unterstützt.

Seit Beginn seiner Karriere 1985 bekleidete Karan verschiedene Positionen, vom Kommandanten der Polizeistation Kupres und Leiter der Polizeistation Sarajevo bis hin zu hohen Positionen im Innenministerium der Republika Srpska und der gesamtstaatlichen Ermittlungs- und Schutzbehörde (Sipa), so als Leiter der Abteilung für Finanzinformationen.

Siniša Karans Beteiligung an der Durchführung eines [1][Referendums für einen Feiertag am 9. Januar] brachte ihn zunächst in den Fokus der Kritik bei den anderen Volksgruppen und internationalen Institutionen. Serbische Nationalisten wollen den Tag der Gründung der Republika Srpska am 9. Januar 1992 zum Feiertag machen, obwohl mit diesem Datum der Angriffskrieg Serbiens auf Bosnien und Herzegowina verknüpft ist. Dieser Feiertag sollte zudem Ausgangspunkt für die Abspaltungspolitik Dodiks werden.

Abspaltungsträume

Das Referendum wurde vom Verfassungsgericht von Bosnien und Herzegowina für verfassungswidrig erklärt, trotzdem fand es am 25. September 2016 statt und zeigte auf, dass die gesamtstaatlichen Kräfte in Bosnien und Herzegowina schwächer geworden waren.

Sein Wechsel in die Regierung der Republika Srpska markiert einen neuen Abschnitt seiner Karriere. Seit 2008 war er Berater im Kabinett des Präsidenten und von 2009 bis 2019 dessen Generalsekretär. Anschließend verfolgte er als Innenminister weiterhin eine Politik, die die territoriale Integrität von Bosnien und Herzegowina grundsätzlich in Frage stellt.

Wiederum ganz auf Linie mit Serbenführer Dodik, der laut US-Außenministerium im Jahr 2024 mehrere hochrangige Parteifunktionäre damit beauftragte, einen Plan zur Abspaltung der Republika Srpska von Bosnien-Herzegowina zu schmieden. „Zu ihnen gehörten Siniša Karan und Dalibor Panić, die direkt an der Entwicklung dieses Plans mitarbeiteten“, erklärte das US-Außenministerium noch im vorigen Jahr in einer Stellungnahme.

Diese Politik könnte Karan nun fortsetzen. Die Kombination aus seinem beruflichen Werdegang und seiner politischen Loyalität macht ihn zu einem der wichtigsten Mitarbeiter Dodiks in Angelegenheiten, die die Beziehungen innerhalb von Bosnien und Herzegowina tiefgreifend erschüttern.

„Ich bleibe hier, um für die Ziele der Republika Srpska zu kämpfen“, [2][kündigte Dodik denn auch an]. „Sinišas Sieg wird auch mein Sieg sein. Wir werden die Entwicklung der Republika Srpska weiter vorantreiben, denn dieser Kampf für die Republika Srpska wird lang und schwierig sein. Wir werden den Erfolg am Ende messen“, hatte Milorad Dodik wenige Tage vor der Wahl gesagt.

Und Karan selbst betonte im Wahlkampf: „Eine Stimme für mich ist eine Stimme für Dodik.“

24 Nov 2025

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[1] /Referendum-in-der-Republika-Srpska/!5342974
[2] /Machtkampf-in-der-Republika-Srpska-/!6105097

AUTOREN

Erich Rathfelder

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