taz.de -- Neuer CDU-Spitzenmann in Sachsen-Anhalt: Er kennt die Schwäche der AfD

Sven Schulze hat seine Wahlkampfstrategie vorgestellt. Sie ist vielversprechend, wenn die CDU es schafft, einer Versuchung zu widerstehen.
Bild: Gelassen am Steuer: Spitzenkandidat Sven Schulze (CDU)

Beim [1][Wahlkampfauftakt der CDU in Sachsen-Anhalt] präsentierte Spitzenkandidat Sven Schulze einen vielversprechenden Ansatz im Umgang mit der AfD. Die rechtsextreme Partei hat eine große Schwäche: Ihr Gehetze löst keine Probleme. Darauf hat sich Schulze besonnen. Statt auf das emotionalisierende Thema Migration konzentrierte er sich auf Alltagsprobleme. Dann ging er in den Frontalangriff über und berichtete, wie wenig sich die Partei im Landtag mit Lösungen beschäftigte.

Für die Union wäre es ein mutiger Schritt, wenn sie in Sachsen-Anhalt wirklich von der Migration als Hauptthema ablässt. Denn das ewige Zetern darüber hat in Sachsen-Anhalt offensichtlich dazu geführt, dass die Menschen es als das „wichtigste politische Problem“ wahrnehmen. Zuletzt gaben das in einer repräsentativen Umfrage 21 Prozent an. Bildung, Wirtschaft oder soziale Ungerechtigkeit sind weit abgeschlagen.

Die CDU braucht jede Stimme. Sven Schulze geht als eher unbekannter Kandidat ins Rennen. Weil Landesvater Reiner Haseloff (CDU) ihm bis zum Schluss nicht das Amt des Ministerpräsidenten übergibt, muss Schulze ohne Bonus auskommen. Entsprechend schwer fällt es ihm und seinen Parteifreund:innen, das Thema ruhen zu lassen. Auch das hat die Listenaufstellung am Samstag gezeigt. Schulze selbst etwa sprach nebenbei davon, Asylbewerber:innen zu gemeinnütziger Arbeit verpflichten zu wollen. Chris Schulenburg, Listenplatz zwei der CDU, lobte die „Migrationswende“ der Bundesregierung. Die Union müsse in der Hinsicht weiter liefern.

Dabei sollte der CDU mittlerweile klar sein, dass sie keine Stimmen gewinnt, wenn [2][sie die migrationsfeindlichen bis rassistischen Forderungen der AfD übernimmt]. Mal abgesehen davon, dass es in Sachsen-Anhalt niemandem besser geht, wenn der Staat Menschen schlechter behandelt, die gern dort leben würden. Das hat spätestens die Bundestagswahl gezeigt. Wenn die Union die AfD bei der Landtagswahl schlagen will, schafft sie es nicht auf diesem Feld. Der rechtsextremen Partei die Glaubwürdigkeit als Problemlöserin zu nehmen, das hat hingegen Potenzial.

2 Nov 2025

LINKS

[1] /CDU-vor-der-Landtagswahl-Sachsen-Anhalt/!6125937
[2] /Debatte-um-Kanzler-Aussagen/!6119160

AUTOREN

David Muschenich

TAGS

Stadtbild-Debatte
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Landtagswahlen
CDU/CSU
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Migration
Social-Auswahl
Reden wir darüber
Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
Syrischer Bürgerkrieg
Schwerpunkt AfD

ARTIKEL ZUM THEMA

Protest gegen rechte Buchmesse: Mit Kästner gegen „Compact“ und Kubitschek

Das „Wir-Festival“ in Halle will ein Zeichen für den Zusammenhalt der Gesellschaft setzen. Am Wochenende soll es eine rechte Buchmesse überstrahlen.

CDU vor der Landtagswahl Sachsen-Anhalt: Hauptsache geschlossen auftreten

Die CDU Sachsen-Anhalt wählt Sven Schulze zum Spitzenkandidaten. Bei eher düsteren Aussichten für die Wahl 2026 heißt es: Lieber leise kritisieren.

Syrische Geflüchtete in Deutschland: Knallharte Regeln

Syrische Flüchtlinge, die die Lage in ihrer Heimat erkunden wollen, riskieren damit ihren Schutzstatus. Dabei wollen die wenigsten in dem zerstörten Land bleiben.

Forscher über den Aufstieg der AfD: „Rechts überholen geht nicht gut“

Von keinem Thema profitiert die AfD so stark wie von Migration, beobachtet der Politikwissenschaftler Hans Vorländer. Die Union sieht er in Gefahr.