taz.de -- Bundesliga der Männer: Die schlechteste Liga der Welt

Mit dem Eröffnungsspiel am Freitag geht sie los: die 63. Spielzeit der Fußball-Bundesliga der Männer. Viel zu erwarten ist da nicht.
Bild: Quo Vadis, Fußballbundesligist?

Borussia Mönchengladbach

Der größte sportliche Erfolg der vergangenen zwei Jahrzehnte war vielleicht der Besuch des ehemaligen TV-Experten Günter Netzer bei der Feier des 125. Klubgeburtstags in diesem Sommer. Der Klub hat so viel Vergangenheit, dass für die Gegenwart kein Platz bleibt. Oder kann sich da draußen jemand an ein halbwegs bemerkenswertes Ereignis aus der jüngeren Vereinsgeschichte erinnern? Wer irgendwann mal fünf Meistertitel gewonnen hat, mag sich mit Fug und Recht Traditionsverein nennen, in der Bundesliga von heute hat so etwas dennoch nichts verloren. Raus damit!

RB Leipzig

Mal sehen, wie oft uns die weißen Riesenzähne von Jürgen Klopp, dem Weltkopf des Fußballs (global head of soccer) bei Red Bull, anstrahlen werden. Rasenballsport, haha, wir lachen, seit sich die Marketingabteilung eines Aufputschlimonadenherstellers diesen Namen ausgedacht hat. Und wir fragen, wie es sein konnte, dass dieser Scheinverein überhaupt mitspielen darf in der Liga. Weg mit dem Kopstrukt!

Bayern München

Da hat uns dieser Konzern doch tatsächlich angejammert, dass er bei der Klub-WM der Fifa in diesem Sommer mitspielen hat müssen, weil er sonst die Gehälter der Spieler nicht hätte zahlen können. Beim Schreiben dieser Zeilen laufen glatt wieder Tränen auf die Tastatur. Ein trauriges Gebilde, dieser FC Bayern. Ein klarer Fall für die Super League oder sonst was Superdupriges, aber doch nichts für die Bundesliga!

Hamburger SV

Dinosaurier sind ausgestorben. Demnach gibt es den HSV schon längst nicht mehr. Alle Versuche, ihn wiederzubeleben, sind zum Scheitern verurteilt und so peinlich wie die nervigen Milliardärs-enkel in Steven Spielbergs „Jurassic Park“. Wenn wenigstens Alt-Quälix Felix Magath Präsident hätte werden dürfen. Erstklassige Unterhaltung wäre garantiert gewesen. Nein, der Klub war in der zweiten Liga bestens aufgehoben. Runter!

Union Berlin

Der Köpenicker Vorortklub, dessen Fans allen Ernstes glauben, sie seien alle eine große Familie, ist ganz bestimmt das Ostrigste, was die Liga zu bieten hat. Ein Superossi als Präsident, der etwas gegen vegane Würste hat und sich an die DDR erinnert fühlt, wenn er gefragt wird, wie es um die Meinungsfreiheit heutzutage bestellt ist – das darf man getrost als Zumutung bezeichnen. Zurück in die DDR-Oberliga, aber schnell!

1. FC Heidenheim

Noch eine Saison also mit den immer gleichen Geschichten über den großen Fußball in der kleinen Provinzstadt an der Brenz, über den ewigen Trainer Frank Schmidt, den ausgefuchsten Vorstandsvorsitzenden Holger Sanwald und das gemeinsame Grillen der Mannschaft in der Fabrikantenvilla des Familienunternehmens Voith. Das kann doch wirklich niemand mehr hören und hat in der Bundesliga nichts verloren.

FC St. Pauli

Der Klub hat nun also auch ein Ausweichtrikot für das Ausweichtrikot des Ausweichtrikots. Das muss wohl so sein. Es ist so feuerrot wie das Trikot, das die Bayernfans gerne für ihre Spieler hätten. So ist das nun mal im modernen Profifußball. Sie nennen sich trotzdem allen Ernstes immer noch Kiezkicker. Mögen sie doch auf der Straße kicken und nicht in der Bundesliga!

VfL Wolfsburg

Warum der Volkswagenkonzern immer wieder jede Menge Geld in die Mannschaft steckt, die dann doch nicht viel mehr schafft als den Klassenerhalt, müssen wir nicht verstehen. Als Wettbewerbsverzerrung dürfen wir das aber getrost bezeichnen. Auf jeden Fall ist das Image des Klubs mittlerweile derart mausgrau, dass er meistens vergessen wird, wenn Fußballfans versuchen, alle 18 Bundesligisten aufzuzählen. Dann geht es dem Klub auch nicht anders als der Stadt, wenn ein Zugführer wieder mal nicht daran denkt, dort anzuhalten. Stadt und Klub – beides kann weg!

Borussia Dortmund

[1][Die Psychos der Bundesliga] schaden auch in der kommenden Saison ganz gewiss wieder der allgemeinen Fangesundheit. Wenn von der mangelnden Resilienz eines Teams die Rede ist, von Problemen mit der Mentalität und wenn das nächste Spiel man wieder als Charaktertest bezeichnet wird, dann ist bestimmt von Borussia Dortmund die Rede. Das können und wollen wir uns doch bitte nicht länger antun. Es geht schließlich um unsere Gesundheit.

TSG Hoffenheim

Eigentlich sollten wir froh sein, wenn ein Techmilliardär nichts Schlimmeres anrichtet, als einen seelenlosen Provinzklub in die Bundesliga zu hieven. Andernorts arbeiten solche Typen an der Zerstörung der Demokratie. Das kann man Dietmar Hopp nun wirklich nicht vorwerfen. Aber die Frage, ob er die Bundesliga mit diesem Klub bereichert hat, darf getrost gestellt werden. Also: Hoffenheim raus! Und: tax the rich!

FC Augsburg

Nun soll also Trainerentertainer Sandro Wagner der Stadt, in der seit dem 25. September 1555, an dem der Augsburger Reichs- und Religionsfrieden vereinbart worden ist, nicht mehr so recht was los ist, zu ein wenig Bedeutung verhelfen. Selbst wenn es gelingen sollte, aus den notorischen Fußballverhinderern des FC Augsburg wahre Ballzauberer zu machen, dieser Klub, dessen Farben selbst die größten Fußballnerds nicht nennen können ohne nachzuschlagen, gehört dahin, wo sich die Stadt schon längst befindet: in die absolute Bedeutungslosigkeit.

Bayer 04 Leverkusen

Da wird 2024 einmal nicht der FC Bayern Meister – und wer gewinnt? Eine sporttreibende Abteilung eines international agierenden Chemiekonzerns. Die nennt sich unverschämterweise auch noch Werkself, als sei sie eine unschuldige Betriebssportgruppe wie der taz Panter FC. Mögen sie den Abgang ihres Meistertrainers Xabi Alonso und [2][ihres Wunderbubis Florian Wirtz] nicht so schnell verkraften und einfach verschwinden!

VfB Stuttgart

Eigentlich müsste man dem VfB Stuttgart und seinem Trainer Sebastian Hoeneß dankbar sein. Da wird nicht gegen den Ball gearbeitet wie in der Liga sonst üblich, sondern mit dem Ball gespielt. Aber irgendwas stimmt nicht mit dem Klub, der verschrien ist für seine Machtkämpfe in Präsidium und Management. Dass Schönspieler Enzo Millot lieber mit 23 Jahren in die Fußballrentnerliga nach Saudi-Arabien wechselt, statt beim Pokalsieger in Stuttgart zu bleiben, hat gewiss etwas mit Geld zu tun. Vielleicht aber auch mit Stuttgart. Weg mit dem Klub!

SC Freiburg

Seit es keine frischen Bilder mehr von Pressekonferenzen mit Christian Streich gibt, in denen der Ex-Trainer in seiner doch recht argen Mundart immer wieder aufs Neue bewiesen hat, dass man auch im Fußball ein würdiges Leben führen kann, stellt sich die Frage nach dem Sinn dieses Klubs. Der oft unansehnliche Kraftfußball, der da im Breisgau gespielt wird, reicht jedenfalls nicht für eine Existenzberechtigung in der Bundesliga.

Eintracht Frankfurt

Wer zur Vorbereitung auf die neue Saison so unbeschwert durch die USA reist wie die Eintracht, als wäre das Land nicht gerade unterwegs in Richtung Faschismus, sollte die Spielberechtigung für die Bundesliga umgehend verlieren. Zu allem Überfluss spielt der Klub auch noch in der Champions League, wo seine reise- und trinkfreudigen Fans gewiss wieder unschuldige Städte überfallen werden. So was wollen wir nicht sehen! In Barcelona nicht und in der Bundesliga schon gar nicht.

Werder Bremen

Schwieriger Fall. Vielleicht kann man die überaus korrekte Kurve irgendwie in der Bundesliga halten. Aber der ganze große Rest des Klubs? Da ist eigentlich alles irgendwie von gestern. Nicht selten trifft man Leute, die von Johan Micoud schwärmen oder von Diego – jenen Spielgestaltern mit den feinen Füßen aus den Nullerjahren. [3][Wofür der Werderfußball heute steht], kann niemand sagen. Jetzt soll es ein unerfahrener Zweitligatrainer aus Elversberg richten. Nichts für ungut, aber da, wo Horst Steffen herkommt, gehört Werder hin, ins Unterhaus.

FSV Mainz 05

Sie waren die vielleicht peinlichste Boygroup der Popgeschichte. Aber immerhin zogen die „Bruchwegboys“ André Schürrle, Lewis Holtby und Ádám Szalai mit ihren dilettantischen Showeinlagen beim Torjubel ein wenig Interesse auf den Klub aus Rheinhessen. Aber das ist vorbei. Und am Bruchweg spielt Mainz schon lange nicht mehr, sondern irgendwo auf der grünen Wiese in einem dieser handelsüblichen Neubaustadien, die sich Arena nennen. Als unangenehm wird der Fußball der Mainzer gerne beschrieben, weil sie den Gegenspielern gerne Mal 90 Minuten auf den Füßen stehen. Nein, so etwas will doch niemand sehen!

15 Aug 2025

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AUTOREN

Andreas Rüttenauer

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