taz.de -- Überfischung in Westafrika: EU-Fangflotten verlassen Senegal

Die EU verlängert das Abkommen, das ihren Flotten Zugang zu Senegals Gewässern gibt, nicht. Diese standen wegen fehlender Regulierung in der Kritik.
Bild: Der Fischfang wird zum Markt von M`bour im Senegal gebracht

Dakar taz | Ab Sonntag um Mitternacht dürfen vor Senegals Küsten keine Schiffe unter europäischer Flagge mehr fischen. Grund ist das Auslaufen eines Abkommens mit der EU, das seit 2019 in Kraft ist. Für das Recht, in Senegals Gewässern zu fischen, hatte die EU bis dato 1,7 Millionen Euro pro Jahr gezahlt.

Wie EU-Botschafter Jean-Marc Pisani Anfang der Woche verkündete, wird die Vereinbarung zwischen Brüssel und Dakar auf absehbare Zeit nicht verlängert. Der westafrikanische Staat habe nicht ausreichend Maßnahmen zur Bekämpfung der illegalen Fischerei ergriffen, so der Diplomat.

Im Mai hatte die EU-Kommission Senegal auf Mängel bei der Bekämpfung und Überwachung von unregulierter Fischerei aufmerksam gemacht. Senegalesische und [1][europäische und andere internationale Akteure sind in den fischreichen Gewässern Senegals aktiv] und holen oft ein Vielfaches der erlaubten Mengen aus dem Wasser.

Stark sinkende Fischbestände

„Es gibt keine Fische mehr“, bestätigt Marktfrau Florence Dioh. Sie arbeitet auf dem Fischmarkt der Küstenstadt M’bour. „Ich weiß nicht warum. Aber die Leute sagen, dass die großen Schiffe schuld sind. Sie verscheuchen die Fische“, berichtet sie. Das Resultat sei ein spürbarer Preisanstieg, denn guter, großer Fisch sei rar geworden – und es gebe weniger Arbeit. „Ich kaufe den Fisch frisch vom Boot und verkaufe ihn dann hier auf dem Markt“, erklärt sie. Laut FAO sichert die Fischerei in Senegal 53.000 direkte und über eine halbe Million indirekte Arbeitsplätze.

Der Fischmarkt von M’bour ist das beste Beispiel dieser Kette. In dem wuseligen Treiben finden eine Vielzahl von Personen eine Beschäftigung: Jene, die mit den Booten rausfahren; jene, die beim Anlanden und Abladen der Schiffe helfen; jene, die den Fisch weiterverarbeiten; und wiederum jene, die ihn verkaufen.

Doch die Ausbeute ist spärlich geworden, sagt auch Florence Dioh. [2][Lokale Fischer, die oft nur in einfachen Holzbooten ihrer Arbeit nachgehen, p]rangern schon länger die Konkurrenz mit ausländischen Fangflotten an. Angesichts der schwindenden Bestände und der schwachen wirtschaftlichen Situation im Land wagen daher immer mehr Senegales*innen die gefährliche Überfahrt nach Europa. Die schwindenden Fischbestände sind zu einem Treiber für die irreguläre Migration geworden.

10.000 Tonnen Fisch in fünf Jahren

Kritik an dem Fischereiabkommen mit der EU gibt es daher in Senegal schon lange. Es habe zwar den Export von Produkten nach Europa verbessert, aber nicht zur nationalen Wertschöpfung beigetragen, heißt es. Unter anderem auch, da es an Überwachung der Aktivitäten ausländischer Schiffe fehlt.

Aus Senegal gab es bislang noch keine offizielle Reaktion zu dem Auslaufen des Abkommens. Mit der Machtübernahme von Präsident Bassirou Diomaye Faye im März dieses Jahres hatte der linke Politiker angekündigt, nationale Interessen künftig klar in den Vordergrund zu stellen und sämtliche Verträge zu prüfen – auch die Fischereiabkommen. [3][Parallel zum Auslaufen des Abkommens am Sonntag wählt das Land ein neues Parlament].

Bei einer Wahlkampfveranstaltung am Montag kritisierte der für seine populistischen Reden bekannte Premierminister Ousmane Sonko die „Plünderung der Ressourcen durch ausländische Schiffe“. Laut EU-Botschafter Jean-Marc Pisani haben EU-Fischer in den vergangenen fünf Jahren etwa 10.000 Tonnen Fisch in senegalesischen Gewässern gefangen, weniger als ein Prozent der gemeldeten Gesamtfänge aller Flotten. So oder so: Für europäische Fischerboote ist in Senegals Gewässern vorerst Schluss.

17 Nov 2024

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AUTOREN

Helena Kreiensiek

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