taz.de -- Die Wahrheit: Lebenslänglich Bayer: Monaco di Baviera

Italienische Woche der Wahrheit: Weswegen gleich mehrere deutsche Städte behaupten, die nördlichste Stadt Italiens zu sein. Ciao bella!

Der Rainer isst Pizza für sein Leben gern, aber allzu billig darf sie auf gar keinen Fall sein. Die Sigrid freut sich schon jetzt wieder auf ihren Sommerurlaub am Gardasee, wo sie mit ihrem Martin schon seit Jahren Urlaub macht. Der Rudi würde nie im Leben auf die Idee kommen, einen Cappuccino am Nachmittag zu trinken und rümpft deutlich sichtbar die Nase, wenn er jemanden sieht, der das tut. Die Maria glaubt, dass sie ohne Aperol Sprizz keine zwei Wochen überleben könnte. Der Gerhard surft jeden Tag auf den gängigen Automobilseiten und wird sich gewiss irgendwann dazu durchringen können, einen Alfa Romeo Stelvio mit weißen Sitzlederbezügen zu kaufen. Seine Frau Gabi schaut ihm dabei bisweilen über die Schulter und lächelt, weil sie weiß, dass ihr Mann ein echter Alfisto ist.

Michael würde sich selbst als eher schüchtern bezeichnen und taut eigentlich nur dann auf, wenn ihn der Wirt seines Stamm-Italieners in einen Smalltalk verwickelt. „Ciao Giovanni, machst du mir einen Prosecco?“, auch Michaels Frau Verena hat einen guten Draht zu dem Hausherrn im „Il Sogno“, den sie gern als „echten Italiener vom alten Schlag“ bezeichnet. Der Fritz hat sich neulich mit seinem alten Schulfreund Peter gestritten, weil der ihm partout nicht glauben wollte, dass nur das Risotto Milanese mit Weißwein zubereitet wird. Die Karin weiß, wo es in der Stadt die besten handgefertigten Schuhe aus Italien gibt und greift dafür auch mal tiefer in die Tasche.

Der Andreas hängt bei jedem Formel1-Rennen eine Ferrari-Flagge auf den Balkon und hat sich erst vor Kurzem für 9.000 Euro eine Ducati 200 Elite von 1962 gekauft, weil er der Meinung ist, dass danach nie wieder ein so schönes Motorrad gebaut worden ist. Renate kann nicht widerstehen, wenn Pralinen von Baci aus Perugia im Haus sind und würde sich selbst wohl als süchtig danach bezeichnen.

Der Franz isst Spaghetti zu Hause nur noch, wenn er sie selbst zubereitet hat, weil er der Meinung ist, dass in seiner Familie wohl nie einer kapieren wird, was ein echter Italiener unter „al dente“ versteht. Die Susanne hat neulich eine Flasche Grappa von der Destillerie Berta im Piemont für 157 Euro gekauft. Der Klaus versorgt seinen gesamten Freundeskreis jedes Jahr mit dem Rotwein, den er 1984 bei seinem ersten Urlaub in der Toskana in einer Fattoria bei Montecatini Terme entdeckt hat.

Terracotta

Seine Frau Marianne hat in ihrer Küche die gleichen Terracotta-Fliesen verlegen lassen, in die sie sich verliebt hat, als sie das Ferienhaus, in dem sie jeden Sommerurlaub verbringen, zum ersten Mal betreten hat. Der Stefan trinkt auch gern mal ein Bier und findet es gar nicht schlimm, dass ein Nasto Azurro aus der Flasche eigentlich nach gar nichts schmeckt. „Wurscht, irgendwas von Alessi“, hat die Birgit gesagt, als man sie gefragt hat, was man ihr zur Hochzeit schenken soll.

Auch andere Münchner glauben, dass ihre Stadt die nördlichste Kommune Italiens ist.

18 Oct 2024

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Andreas Rüttenauer

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