taz.de -- Die Wahrheit: Kant zur Feier
Es ist Gedichtetag auf der Wahrheit, heute darf sich die Leserschaft erfreuen an einem Poem über einen, der wirre Stücke auf einen Großen hält.
Die Mailuft wärmt Kaliningrad,
der Zar ist eingetroffen
und nimmt noch schnell ein Hirschblutbad.
Was danach kommt, ist offen.
Natürlich geht es dann um Kant,
den großen Russen, Denker,
der hier zu der Maxime fand:
Ich bin Europas Henker!
Hier kam der Philosoph zur Welt,
vor nun 300 Jahren.
Stets hat er sich als Ziel gestellt,
vor Freiheit zu bewahren.
Der Mensch hat schließlich den Verstand
von Gott dazu bekommen,
um Russland als sein Vaterland
zu lieben und zu frommen.
Das Dritte Rom, der Zarenthron,
der Alltag der Kulaken,
für Kant war alles Anlass schon,
die Nachbarn einzusacken.
Zurück zum Zar. Er steigt ins Wams
aus seinem Hirschblutbade.
Mit roten Punkten wie das Sams
geht er zur Kant-Parade.
Groß Reden plant man da zwar nicht,
doch dafür steigen Flieger
ins Königsberger Abendlicht
und preisen Kant als Sieger.
Sie ziehen stolz ein Sprücheband
mit Kants berühmten Worten,
dem „Nieder mit dem Abendland!“
und „Russland allerorten“.
Darunter steht ein Büchertisch
mit aktuellen Schriften.
Zar Waldi selber schrieb ganz frisch
„Vom Umgang mit den Giften“.
Dann ist die Feier schon vorbei.
Das reicht ja auch für Anfang Mai.
2 May 2024
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