taz.de -- Pro-Israel-Demonstrationen: Uns doch egal
Die Solibekundungen der Deutschen für Israel sind im Vergleich zum Ukrainekrieg dürftig. Die eigentliche Prüfung steht noch bevor.
Mit einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übrig lässt, haben [1][deutsche Politiker ihre Solidarität mit Israel erklärt]. Es scheint, als stünde ein ganzes Land auf Seiten der angegriffenen Jüdinnen und Juden. Aber dies scheint nur so.
Denn all die Beteuerungen aus der Politik stoßen in der Bevölkerung auf nur wenig Resonanz. [2][Die größte deutsche Demonstration für Israel zählte 2.000 Teilnehmer]. Selbst das wurde schon als Erfolg gewertet. Eine Versammlung von gerade einmal 350 Menschen, die sich in Solidarität mit deutschen Juden vor einer Synagoge versammelt hatten, schaffte es bis in die Hauptnachrichtensendungen. Zur Erinnerung: Als Russland 2022 die Ukraine mit einem Krieg überzog, waren es Hunderttausende, die aus Protest auf die Straße gingen. Aber da fürchteten viele Deutsche auch, dass ihnen eine Atombombe auf den Kopf fallen könnte.
Demonstriert [3][haben in diesen Tagen auch Palästinenser]. Der Verdacht liegt nahe, dass einige unter ihnen damit ihre Unterstützung für die terroristische Hamas zum Ausdruck bringen wollten. Auch diese Proteste zogen nur sehr wenig Publikum an. Schon gar nicht beteiligte sich eine relevante Zahl Deutschstämmiger an diesen landsmannschaftlichen Veranstaltungen, auch keine so genannten Linken. Das war in der Vergangenheit schon mal anders und lässt ein wenig hoffen.
Es scheint, bitte entschuldigen Sie die Wortwahl, als ginge der Krieg um Israel den in Deutschland lebenden Menschen egal welcher Couleur am Arsch vorbei. Unangefochten auf Platz eins der Beliebtheitsskala hiesiger Probleme bleibt die Migration unerwünschter Asylsuchender.
Dabei steht der eigentliche Lackmustest zur Solidarität mit Israel noch bevor: Wenn die Armee in Gaza einmarschiert, um dem Terror ein Ende zu bereiten. Die Absetzbewegungen, die Relativierungen, die Forderungen nach Verhältnismäßigkeit, sie sind so erwartbar wie die Kugeln der Hamas gegen Juden.
16 Oct 2023
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Kein Land der Welt muss sich so für sein schieres Überleben rechtfertigen wie Israel. Selbst im Angesicht des absoluten Terrors durch seine Feinde.
Die Berliner Bildungsverwaltung stellt Schulleitungen frei, wann und wie sie Palästinensertücher verbieten können. Eltern befürchten Diskriminierung.
Der Terror gegen Israel ist mit dem russischen Angriff auf die Ukraine und 9/11 vergleichbar. Israel verdient dieselbe internationale Rückendeckung.
Nach dem Anschlag in Israel ist für unsere Kolumnistin nichts mehr, wie es mal war. Sie appelliert an alle, den Terror der Hamas nicht zu relativieren.
Der brutale Angriff der Hamas ist eine Zäsur. Doch er wird Israel trotz der bitteren Verluste weder lähmen noch nachhaltig schwächen.