taz.de -- Die Wahrheit: „Meine Freunde nennen mich Prigo!“
Wagner-Chef Prigoschin stürzt aus dem Himmel ab und landet plötzlich im Himmel. In der Hölle ist gerade kein Platz für ihn.
Das weiße Tor zum Himmel. Im Hintergrund plätschert sanfte Musik. An einer Nebenpforte hängt ein kleines Schild: „Petrus. Bitte hier klingeln.“ Der Neuankömmling hämmert mit beiden Fäusten an die Tür, die Petrus nun vorsichtig öffnet.
„Ja, bitte?“
„Guck nicht so, Arschgesicht! Lass mich sofort rein! Ich habe keine Lust, mir hier draußen die Scheißbeine in den Bauch zu stehen, du Affenarsch.“
„Affenwas?!“
„Du hast richtig gehört, Meister. Mund zu, Tür auf!“
„Wie bitte?“
„Ja, sind denn überall nur Idioten? Mach hin, Opa!“
„Wer sind Sie überhaupt?“
„Prigoschin. Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin. Meine Freunde nennen mich Prigo.“
„Ach, Herr Prigoschin, wir hatten Sie schon erwartet.“
„Wie jetzt? Erwartet?“
„Ja, in der Hölle ist momentan kein Platz für Sie.“
„Was soll denn der Scheiß? Erst stürze ich ab, und dann werde ich den ganzen Tag von A nach B geschickt. Hölle hier, Himmel da. Ich will endlich rein in diesen Scheißpuff!“
„Puff? Also, Herr Prigoschin, ich verbitte mir das! Wir sind ein anständig geführter Himmel.“
„Laber nicht, du Fickmorchel! Ich habe die Hölle von Bachmut überlebt. Und die Hölle der Bürokratie im Kreml. Da kann mich dein verdammter Saftladen nicht schocken.“
„Na, mit Ihnen werden wir ja Freude haben. Aber legen Sie doch bitte erst einmal Ihre Kampfmontur ab. Sie bekommen ein weißes Wallegewand.“
„Haben sie dir ins Hirn geschissen, du verlauste Mumie? Meine Uniform zieh ich niemals aus! In meinen Scheißstiefeln bin ich gestorben.“
„Tot sind Sie, das stimmt. Aber dann müssen Sie sich bitte auch an unsere Richtlinien halten.“
„Richtlinien?! Ihr Arschlöcher seid ja schlimmer als die Moskauer Idioten! Der Obertrottel Schoigu. Den werde ich mit meinen Stiefeln noch mächtig in den Arsch treten.“
„Ich sehe schon: Wir müssen noch mal mit der Hölle reden.“
„Aber hallo, und zwar dalli! Was soll ich denn auch in eurer scheißweißen Wattewelt?“
„Aber die Kollegen unten haben einen Deal mit dem Chef gemacht. Die Hölle sei gerade zu überfüllt wegen der ganzen Neuzugänge aus den vielen Kriegen. Sie, Herr … äh, Prigo, wären zwar, wie ihr Telegram-Kanal schreibt, ‚auch in der Hölle der Beste‘, aber das hat die Kollegen offenbar etwas verschreckt. Deshalb haben sie vorgeschlagen, demnächst uns zum Ausgleich einen nervigen Typen wie Papst Franziskus abzunehmen. Da hat der Chef zugestimmt …“
„Wer ist denn hier der Scheißchef? Kyrill? Putin? Ich will die Sau sofort sprechen!“
„Die Sau … äh, Putin kommt hier nicht rein. Und den Chef können Sie nicht sprechen. Der spielt gerade sein Lieblings-Game ‚Klimakatastrophe‘.“
„Mach endlich die Tür auf! Ich hab Durst. Ich will Wodka.“
„Oje, oje. Dann kommen Sie erst mal herein, Herr Prigoschin. Wir haben da auf Wolke 17 bei den Herren Gandhi und Buddha etwas für Sie vorbereitet …“
Prigoschin geht grummelnd nach rechts ab in den Himmel.
24 Aug 2023
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Und noch eine Flugblatt-Affäre. Die Schmutzkampagne geht weiter. Diesmal trifft es Sahra Wagenknecht. Ein asymmetrisch gespiegelter Skandal.
Aiwanger-Affäre: Bayerischer Problem-Hubert vermeidet Abschuss mit historischer Methode. Ein wahrer Überblick aus dem Nebel der Geschichte.
Die Wahrheit-Sommerserie „Wahre Wunder“ (13): Wie ich einmal einen schweigenden Hut erklomm und dabei schluckend vom Hügel herab winkte.
Am Freitag startete Russland eine vermeintlich unbemannte Mondmission. Die Aufzeichnung der letzten Minuten vor dem Start von Luna-25.
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die geneigte Leserschaft an einem Poem über Twitters neuen Namen und die Folgen erfreuen.