taz.de -- Toledo nach Peru ausgeliefert: Dritter Ex-Präsident inhaftiert

Die USA liefern den wegen Korruption gesuchten Alejandro Toledo an sein Heimatland aus. Er ist nicht der erste ehemalige Präsident, der in Peru in Haft sitzt.
Bild: Perus früherer Präsident Alejandro Toledo (l.) vor Gericht in Lima

Berlin/Lima epd | Der frühere peruanische Präsident Alejandro Toledo ist von den USA nach Peru ausgeliefert worden. Der wegen Korruptionsvorwürfen in seiner Heimat beschuldigte Ex-Staatschef wurde nach seiner Ankunft am Sonntagabend (Ortszeit) in der Hauptstadt Lima festgenommen, wie die peruanische Tageszeitung El Comercio berichtet.

Der 77-jährige Toledo war mit einer Linienmaschine aus Los Angeles in Begleitung von Sicherheitskräften ausgeflogen worden. Nach seiner Ankunft wurde er laut Medienberichten mit einem Helikopter in das Gefängnis Barbardillo in Lima gebracht, wo bereits die ehemaligen Präsidenten Alberto Fujimori und Pedro Castillo inhaftiert sind. Einen Antrag Toledos auf Hausarrest hatte die Justiz zuvor abgelehnt.

Alberto Fujimori, der von 1990 bis 2000 regierte, verbüßt nach einer Verurteilung wegen [1][Menschenrechtsverbrechen] eine 25-jährige Haftstrafe. Pedro Castillo, Präsident in den Jahren 2021 und 2022, sitzt seit Dezember vergangenen Jahres in [2][Untersuchungshaft]. Gegen ihn wird wegen des Vorwurfs der Rebellion ermittelt, nachdem er versucht hatte, [3][den Kongress aufzulösen].

Toledo soll zunächst für 18 Monate inhaftiert werden. Die Strafe könnte sich aber nach weiteren Gerichtsverfahren verlängern. Toledo, der von 2001 bis 2006 im Amt war, wird vorgeworfen, 20 Millionen US-Dollar [4][Bestechungsgeld vom brasilianischen Baukonzern Odebrecht für den Bau einer Fernstraße zwischen Atlantik und Pazifik] angenommen zu haben. Die Odebrecht-Affäre gilt als der größte Korruptionsskandal in Lateinamerika. Im Fall einer Verurteilung drohen Toledo 20 Jahre Haft. Der 77-Jährige bestreitet die Vorwürfe.

Die peruanische Justiz hatte 2017 einen Haftbefehl gegen Toledo erlassen und seine Auslieferung beantragt. Toledo lebte damals bereits in den USA. 2019 wurde er in Kalifornien festgenommen und danach in den Hausarrest entlassen. Er versuchte, mit zahlreichen Rechtsmitteln seine Auslieferung zu verhindern. Vergangene Woche hatte ein US-Bundesberufungsgericht den letzten entsprechenden Antrag abgelehnt. Ein Richter ordnete an, dass Toledo sich der Justiz stellen muss.

24 Apr 2023

LINKS

[1] /Staatskrise-in-Peru/!5729141
[2] /Staatskrise-in-Peru/!5909653
[3] /Staatskrise-in-Peru/!5911883
[4] /Archiv-Suche/!5607139

TAGS

Reiseland Peru
Peru
Schwerpunkt Korruption
Südamerika
Auslieferung
Peru
Peru
Peru
Peru
Odebrecht

ARTIKEL ZUM THEMA

Korruption in Lateinamerika: 15 Jahre Haft für Perus Ex-Präsidenten

Perus ehemaliger Präsident Ollanta Humala war in den größten Korruptionsskandal Lateinamerikas, die Odebrecht-Affäre, verwickelt. Nun muss er ins Gefängnis.

Peru ein Jahr nach dem Selbstputsch: Resigniert und wütend

In Peru herrschen Straflosigkeit, Korruption und Gewalt. Ein Justizskandal und die Begnadigung eines Ex-Diktators könnten nun eine Wende auslösen.

Geldwäsche-Ermittlung gegen Präsidentin: Staatskrise in Peru

Gegen die aktuelle Präsidentin Dina Boluarte und ihren Vorgänger Pedro Castillo ermittelt die Staatsanwaltschaft. Grund: Wahlkampffinanzierung 2021.

Proteste in Peru: Die Angst der weißen Städter

In Peru sind die anhaltenden Unruhen auch ein Zeichen des Konflikts zwischen indigener Bevölkerung und weißer Elite. Ein Ende scheint fern zu sein.

Suizid des peruanischen Ex-Präsidenten: Lieber sterben als Festnahme

Wegen Korruption wird gegen den ehemaligen peruanischen Präsidenten García ermittelt. Als der Haftbefehl kam, gab er sich einen Kopfschuss.