taz.de -- ZDF-Serie „Deadlines“: Für immer jung

Die Serie „Deadlines“ erzählt mit derbem Witz von vier Freundinnen, die erwachsen werden wollen. Und das ist eben für jede anders.
Bild: Freundinnen müßte man sein – sang schon Funny van Dannen

Wann ist ein Mensch erwachsen? Mit 18? Wenn man selbst Kinder hat? Möglicherweise hängt es auch davon ab, wie schnell jemand erwachsen werden muss.

Manchen erlauben es familiäre und soziale Umstände, Kindheit und Jugend als Kindheit und Jugend zu erleben und diese vielleicht noch zu verlängern. Andere müssen früh Verantwortung tragen, bleiben aber auch als Erwachsene Kinder, zumindest bleiben unbefriedigte kindliche Sehnsüchte.

Um diese Fragen geht es in der Serie „Deadlines“ (Drehbuch: Johannes Boss, [1][Nora Gantenbrink]; Regie: ersterer mit Annika Pinske), deren zweite Staffel seit ein paar Tagen zu sehen ist.

Das Motiv des Erwachsenwerdens bietet sich ausgezeichnet an für einen schwermütigen, bierernsten und sentimentalen Roman, von denen es viele alte gibt, in denen meistens ein mehr oder weniger junger Mann verzweifelt nach dem Sinn seiner Existenz sucht: trinkend, scheiternd, leidend.

Unglücklich verliebt

Man kann das Thema aber genauso gut in einer Serie als Geschichte von vier Freundinnen erzählen, mit Selbstironie und derbem Witz, aber nicht minder aufrichtig. Elif (Jasmin Shakeri) ist erfolgreiche Unternehmerin, aber unglücklich verliebt; Lena (Sarah Bauerett) hat eine liebe kleine Familie, aber ringt mit progressiven Selbstansprüchen; Franzi (Llewellyn Reichman) möchte Mutter werden, aber kämpft noch mit einer vergangenen toxischen Beziehung; und Jo (Salka Weber) wird Popstar und kann endlich alles haben, aber sucht eigentlich etwas ganz anderes.

Bei „Deadlines“ wird die Frage gestellt, wie es ist, mit „bestimmten gesellschaftlichen Erwartungen“ („Kinder, Beziehung, Karriere und Kapitalismus“) konfrontiert zu werden, heißt es in der Präsentation der Serie. Oft genug, wenn man an diesen Ansprüchen scheitert, ist das wohl zum Heulen. Diese Serie hilft, darüber zu lachen.

18 Feb 2023

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Volkan Ağar

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