taz.de -- Nachfolge für 9-Euro-Ticket: Berlin will das 9-Euro-Ticket

Verkehrssenatorin Bettina Jarasch und Bürgermeisterin Giffey wollen eine Nachfolge für das 9-Euro-Ticket. Jarasch will Dienstwagenprivileg beschneiden.
Bild: Bettina Jarasch und Franziska Giffey sind sich einig

Berlin taz | Berlins Umwelt- und Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hat sich für eine Nachfolgelösung für das [1][9-Euro-Ticket] ausgesprochen. Auf Anfrage teilte Jarasch mit, sie favorisiere den Vorschlag aus ihrer Partei für ein 29 Euro-Nahverkehrsticket und einen bundesweit gültigen 49-Euro-Fahrschein. Das Ticket sei „Teil einer ökosozialen Verkehrswende, die auch Menschen mit wenig Einkommen oder ohne eigenes Auto mobil macht, und zwar klimaneutral“, so Jarasch.

Die Senatorin forderte den Bund auf, ein solches Angebot ab September zu finanzieren, ohne dabei Mittel für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) abzubauen. Auch eine Mitfinanzierung durch die Länder schloss Jarasch nicht aus: „Wenn der Bund endlich die vereinbarten Regionalisierungsmittel für den Ausbau des ÖPNV bereitstellt, dann finde ich es allerdings richtig, dass auch die Länder einen Anteil für ein Nachfolgeticket leisten.“

Zur Gegenfinanzierung schlägt Jarasch die „Abschaffung des Dienstwagenprivilegs“ vor. „Das wäre sozial und ökologisch sinnvoll, denn vom Dienstwagenprivileg profitieren nahezu ausschließlich die Gut- und Sehrgut-Verdienenden.“

Unterstützung erhielt Jarasch von der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), die sich sich gegenüber „Welt TV“ ebenfalls für die Fortführung des 9-Euro-Tickets aussprach – und dabei Steuersenkungen oder einer Erhöhung des Kindergeldes eine Absage erteilte, weil dies nicht allen zugute kommen würde. „Wenn ich eine weitere Kindergelderhöhung mache, dann ist das schön für diejenigen, die das bekommen. Aber sie haben wieder die älteren Menschen nicht mit dabei, die Rentnerinnen und Rentner, sie haben auch die Studierenden nicht dabei“, so Giffey.

10 Aug 2022

LINKS

[1] /Vor-Ende-der-OePNV-Flatrate/!5867789

AUTOREN

Erik Peter

TAGS

9-Euro-Ticket
Bettina Jarasch
Franziska Giffey
9-Euro-Ticket
Franziska Giffey
9-Euro-Ticket
9-Euro-Ticket
Verkehrswende
Christian Lindner
IG
9-Euro-Ticket

ARTIKEL ZUM THEMA

Anschlussmodell für 9-Euro-Ticket: Einen Halt weiter

Der Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses gibt 105 Millionen Euro frei, um ein 29-Euro-Ticket ab Oktober möglich zu machen.

Senat hofft auf Verkehrsverbund: Mit einem Euro am Tag unterwegs

Ob es in Berlin tatsächlich einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket geben wird, entscheidet sich Donnerstag. Kosten würde es 29 Euro.

Trotz Giffey-Telefonats mit Woidke: Ländernachbarn weiter im Clinch

Der Senat will ein Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket notfalls auch ohne Brandenburg durchziehen. Donnerstag sollen sich alle Beteiligten treffen.

Demo pro 9-Euro-Ticket in Berlin: Bloß nicht den Anschluss verpassen

Ein Sonderzug von Campact und Greenpeace bringt am Montag 450.000 Unterschriften ins Bundesfinanzministerium. Gefordert wird ein dauerhaftes Klimaticket.

Bürgermeister über ÖPNV in Templin: „Traut Euch!“

Bürgermeister Detlef Tabbert hat in Templin Erfahrungen mit günstigem ÖPNV gemacht. Er empfiehlt ein etwas teureres Nachfolgemodell zum 9-Euro-Ticket.

9-Euro-Ticket und Lindner: Unfair für Reiche

Viele wünschen sich, dass das 9-Euro-Ticket weitergeführt wird. Finanzminister Lindner nennt das „Gratismentalität“. Er hat es nicht verstanden.

Nachfolge des 9-Euro-Tickets: „Wir sollten schnell entscheiden“

Die grüne Co-Fraktionschefin Katharina Dröge warnt, dass das Ende des 9-Euro-Tickets die Inflation verschärft. Sie fordert jeweils ein Ticket für Region und Bund.

Staat dämpft Preisanstieg: 9-Euro-Ticket bremst Inflation

Die ÖPNV-Flaterate und staatliche Angebote federn den Preisanstieg ab. Mobilität hat einen großen Anteil am Warenkorb für die Inflationsberechnung.