taz.de -- Nach Konflikt auf dem Tempelberg: Raketen aus und auf Gaza

Auf eine Rakete aus Gaza antwortet Israel mit Bomben. Es ist die jüngste Eskalation seit den vier Anschlägen in Israel der letzten Wochen.
Bild: Eine Explosion im südlichen Gazastreifen, ausgelöst durch den israelischen Luftschlag am 19. April

Gaza/Tel Aviv/Berlin dpa/taz | Als Reaktion auf eine am Montag aus dem Gazastreifen auf das israelische Grenzgebiet abgefeuerte Rakete, die von der Raketenabwehr Iron Dome („Eisenkuppel“) abgefangen wurde, hat Israel in der Nacht zum Dienstag ein Ziel im Gazastreifen beschossen. Die Luftwaffe habe eine Werkstätte zur Waffenherstellung der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas zerstört, teilte die israelische Armee mit. Der Raketenangriff auf Gaza war der erste seit Jahresbeginn.

Bisher hat sich keine Organisation zum Abschuss der Rakete bekannt. Doch Israel sieht die Hamas als verantwortlich für alle Angriffe aus dem Gazastreifen. Die militante Gruppe wird von Israel, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft.

Ein Hamas-Sprecher sagte, der Luftangriff Israels im Gazastreifen sei „fehlgeschlagen“. Die Einrichtung sei leer gewesen und es sei niemand verletzt worden. Er sprach von einem „misslungenen Versuch, das palästinensische Volk vom Widerstand gegen die Besatzung und von der Verteidigung Jerusalems und der Al-Aksa-Moschee abzuhalten“.

Die aus Gaza abgeschossene Rakete steht wohl in Zusammenhang mit den [1][Spannungen auf dem Tempelberg] der vergangenen Tage: Israelische Sicherheitskräfte waren in die Al-Aksa-Moschee eingedrungen, Palästinenser warfen Steine, es gab zahlreiche Verletzte. Außerdem hatten Palästinenser versucht, jüdische Gläubige daran zu hindern, das Gelände zu betreten. Vereinbart ist, dass Juden die Anlage nur zu festgeschriebenen Zeiten besuchen, dort aber nicht beten dürfen.

Muslime und Juden erheben Ansprüche auf den Tempelberg

Der Tempelberg, auf dem die Al-Aksa-Moschee steht, wird von der jordanisch kontrollierten Waqf-Behörde Jerusalem verwaltet. Seit dem [2][Friedensvertrag zwischen Jordanien und Israel im Jahr 1994] erkennt Israel Jordaniens „historische Rolle“ beim Schutz des Tempelbergs an. Palästinenser werfen Israel vor, es wolle Rechte gläubiger Juden auf der heiligen Stätte ausweiten, indem es die außerplanmäßigen Besuche der Gläubigen und ihre Gebete dort zulasse. [3][Jordaniens König Abdullah spricht von] einer „Provokation“, die den „historischen und rechtlichen Status Quo“ verletze.

Der Ort ist für Juden und Muslime heilig: Juden glauben, dass dort die Tempel Salomons und Herodes' standen. Viele Muslime glauben dagegen, dass der Prophet Muhammad von der „Höhle der Seelen“ aus, die heute unter der Al-Aksa-Moschee liegt, in den Himmel aufgestiegen ist.

Die Geschosse aus und auf Gaza wecken schlechte Erinnerungen: Im vergangenen Jahr hatte die Hamas ebenfalls Raketen auf Jerusalem gefeuert. Die islamistische Gruppe bezeichnete den Angriff damals ebenso als eine Reaktion auf Israels Vorgehen auf dem Tempelberg und im Jerusalemer Viertel [4][Scheich Dscharrah]. Israel bombardierte daraufhin Gaza. Während des [5][elftägigen Konflikts] wurden im Gazastreifen 255 Menschen getötet und 14 in Israel.

19 Apr 2022

LINKS

[1] /Viele-Verletzte-in-Jerusalem/!5848894
[2] http://www.kinghussein.gov.jo/w-declaration.html
[3] https://www.jordantimes.com/news/local/king-says-illegal-provocative-measures-jerusalem-push-towards-further-escalation
[4] /Israel-Palaestina-Konflikt/!5834884
[5] /Nach-dem-Gazakrieg/!5769691

TAGS

Gaza
Ost-Jerusalem
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Palästina
Israel
Tempelberg
Westjordanland
Ukraine
Apartheid

ARTIKEL ZUM THEMA

Spannungen auf dem Tempelberg: Gegenseitige Provokationen

Israelis und Palästinenser:innen provozieren sich gegenseitig, dennoch bleibt es zu Pessach relativ ruhig. Der Druck auf beiden Seiten wächst jedoch.

Unterstützung für die Ukraine: Auch Palästina verdient Solidarität

Von Gerechtigkeit und Freiheit kann nur dann die Rede sein, wenn sie unabhängig von Religion, Kultur und Hautfarbe gilt.

Streit um Israel: Die, die es betrifft

Als Amnesty die Palästinapolitik Israels „Apartheid“ nannte, war die Empörung riesig. Eine Reise zu Menschen, die das leben, worüber andere streiten.