taz.de -- Vorfall bei Heiligabend-Sendung im US-Fernsehen: Anrufer beleidigt Joe Biden

Der US-Präsident wollte Familien telefonisch ein frohes Fest wünschen. Doch ein Trump-Fan verabschiedete sich mit „Let’s Go Brandon“ – und Biden stimmte auch noch zu.
Bild: Die Telefonkonferenz mit dem Ehepaar Biden sollte eigentlich ein ungetrübtes Vergnügen werden – doch es kam anders

Washington afp | Ein Anrufer hat [1][US-Präsident Joe Biden] an Heiligabend live im Fernsehen beleidigt – und dieser stimmt sogar noch zu. Biden hatte am Freitag mit einigen Familien telefoniert, als sich ein Anrufer mit den Worten „Let’s Go Brandon“ (auf Deutsch etwa: „Auf geht’s, Brandon“) verabschiedete. Der Slogan ist unter Anhängern von Bidens Vorgänger Donald Trump der Code für eine Beleidigung Bidens.

Biden reagierte darauf ungerührt und sagte: „Let’s go Brandon, ich stimme zu“. Es war unklar, ob der Präsident die Anspielung verstanden hatte, aber seine danebensitzende Frau Jill Biden kicherte unbehaglich und verdrehte die Augen.

Der Slogan steht [2][für die vulgäre Beschimpfung „Fuck Joe Biden“]. Er hat seine Ursprünge in einem TV-Vorfall Anfang Oktober, als eine Journalistin des Senders NBC den Sieger eines Autorennens, Brandon Brown, interviewte. Während die Fans im Hintergrund klar vernehmlich „Fuck Joe Biden“ sangen, sagte die Reporterin, sie sängen „Let’s Go Brandon“. In rechten Kreisen verbreitete sich der Satz wie ein Lauffeuer.

Der Vorfall an Heiligabend ereignete sich während einer Telefonkonferenz des US-Präsidenten mit Kindern, die live im Internet mitverfolgten, wie der Weihnachtsmann um die Welt reist. Das US-Luftverteidigungskommando Norad hat dafür eigens eine Internetseite bereitgestellt.

Anrufer „Jared“ gab sich Biden gegenüber als Vater von vier Kindern zu erkennen. Biden sprach kurz mit den Kindern, fragte sie, welche Geschenke sie sich zu Weihnachten wünschten und sagte ihnen, sie müssten vor Mitternacht im Bett sein. Er erwähnte auch, dass er und „Jared“ beide Söhne namens Hunter hätten. Zum Abschluss des Anrufs wünschte Biden „Jared“ ein „wunderbares Weihnachtsfest“. Dieser erwiderte: „Frohe Weihnachten und Let’s Go Brandon!“

Der [3][Weihnachtsmann-Tracker von Norad] geht auf das Jahr 1955 zurück. Damals wurde in einer Zeitungsanzeige in Colorado eine falsche Telefonnummer angegeben, um Kinder mit dem Weihnachtsmann zu verbinden. Statt beim Weihnachtsmann landeten sie in der Hotline des Luftverteidigungskommandos.

25 Dec 2021

LINKS

[1] /Demokratie-in-den-USA/!5821211
[2] https://edition.cnn.com/2021/11/01/politics/lets-go-brandon-joe-biden/index.html
[3] https://www.noradsanta.org/en/map

TAGS

USA
Joe Biden
Donald Trump
Weihnachten
Lesestück Recherche und Reportage
Fake News
Kolumne Der rote Faden
Joe Biden
USA

ARTIKEL ZUM THEMA

US-Schulen als ideologisches Kampfgebiet: Kulturkrieg in der Aula

Vielfalt? Bloß nicht! In Smithtown bei New York wollen weiße Eltern ihre Kinder vor all den vorgeblich neumodischen Erziehungsmethoden beschützen.

Trumps Äußerung zum Impfen: Reaktionen lassen tief blicken

Donald Trump äußert sich wiederholt positiv über die Corona-Impfung. Die rechte Blase macht das wütend. Und die liberale weiß es nicht einzuordnen.

Corona und moralische Korrektheit: Die Lust an der Disziplin

Drei rote Fäden haben sich durch das zu Ende gehende Jahr gezogen. Sie heißen Corona, Herrschaft des Mobs und rechter Populismus.

Demokratie in den USA: Gegen die Wand

US-Präsident Biden stößt mit seiner Politik auf harten Widerstand – bei den Themen Impfen und Trump-Ära.

Reformpaket von Biden vor dem Aus: Joe schlägt Joe

Ein demokratischer Hinterbänkler bringt das wichtigste Sozial- und Klimaschutzpaket von US-Präsident Biden zu Fall. Die Republikaner jubeln.