taz.de -- Malis Putschregierung holt Verstärkung: Russische Söldner sollen nach Mali

Malis Putschregierung schließt Vertrag mit privatem russischen Sicherheitsunternehmen „Wagner-Gruppe“. Frankreichs Regierung ist empört.
Bild: Gemeinsame Patrouille von malischen und französischen Soldaten

Cotonou taz | Es könnten 1.000 russische Söldner sein, die künftig in Mali im Einsatz sind. Das sieht ein Vertrag zwischen dem malischen Staat und der russischen Wagner-Gruppe vor – einem privaten Sicherheitsunternehmen, dessen Söldner in Libyen und der Zentralafrikanischen Republik waren. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters steht er kurz vor dem Abschluss.

Es heißt, dass die Wagner-Gruppe für ihre Dienstleistungen monatlich umgerechnet gut 9,1 Millionen Euro erhalten soll. Darüber hinaus sollten die Söldner malisches Militär ausbilden und hochrangige Beamte schützen.

Für die malische Seite sollen [1][Übergangspräsident Assimi Goïta] und Verteidigungsminister Sadio Camara das Abkommen unterzeichnen. Sie gehören zu den Anführern des Putsches vom August 2020, bei dem Präsident Ibrahim Boubacar Keïta abgesetzt wurde. Im Mai ließ Goïta Übergangspräsident Bah Ndaw absetzen und übernahm das Amt.

Frankreich hat mit Empörung auf das Vorhaben reagiert. Bemühungen im Antiterrorkampf würden untergraben, sagte Verteidigungsministerin Florence Parly. Außenminister Jean-Yves Le Drian sagte vor dem Auswärtigen Ausschuss der Nationalversammlung: „Ein Eingreifen einer solchen Gruppe in Mali wäre mit unserer Präsenz nicht vereinbar.“ Bei der Wagner-Gruppe handele es sich um Milizen. Die Ex-Kolonialmacht ist im Rahmen der [2][Mission Barkhane] mit 5.100 Soldat*innen im Land präsent. Bis 2023 soll sie halbiert werden. In Malis Hauptstadt Bamako gab es mehrfach Proteste gegen die französische Präsenz.

Russland umwirbt den Kontinent

Russland versucht seit geraumer Zeit, seinen Einfluss in Afrika zu verstärken. Mit dem Ende das Kalten Krieges war dieser merklich zurückgegangen. Auf militärischer Ebene kam Ende August ein Abkommen mit Nigeria zustande. Unter anderem soll Ausrüstung geliefert und Armeepersonal ausgebildet werden. Das Stockholmer Institut für Friedensforschung (Sipri) schätzt, dass von 2016 bis 2020 18 Prozent der russischen Waffenexporte nach Afrika gingen. Zunehmend sind es auch Söldner, denen schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Nach Einschätzung der UNO haben sie diese in der [3][Zentralafrikanischen Republik] begangen. Private russische Sicherheitsfirmen gelten als Schattenarmee Russlands.

Auch offiziell umwirbt Russland den Kontinent. 2019 hatte Präsident Wladimir Putin zum ersten [4][Russland-Afrika-Gipfel] nach Sotschi geladen und gesagt: Russland wolle sich nicht an der Aufteilung des Reichtums beteiligen, sondern in einen Wettbewerb um die Zusammenarbeit mit Afrika eintreten. Im Frühjahr hatte Moskau 300 Millionen Dosen des Impfstoffs Sputnik zugesagt.

16 Sep 2021

LINKS

[1] /Mali-ein-Jahr-nach-dem-Putsch/!5789726
[2] /Terrorbekaempfung-in-der-Sahelzone/!5778386
[3] /Krise-der-Zentralafrikanischen-Republik/!5778148
[4] /Russland-Afrika-Gipfel/!5635989

AUTOREN

Katrin Gänsler

TAGS

Mali
Russland
Söldner
Schwerpunkt Frankreich
Afrika
Zentralafrika
Schwerpunkt Frankreich
Mali
Schwerpunkt Islamistischer Terror
Mali
Mali

ARTIKEL ZUM THEMA

Krieg in der Ukraine: Russlands Schattenarmee

Die Wagner-Söldnerarmee war bisher vor allem Moskaus verlängerter Arm in Afrika. Jetzt wird sie im Kampf gegen Kiew gebraucht.

Militärmission in Mali: Macrons Rückzug auf Raten

Frankreichs Präsident will die Hälfte seiner Truppen aus Mali abziehen. Den Islamisten kamen sie nicht bei, nun sind sie nicht mehr erwünscht.

Mögliches Ende der Mali-Mission: Eine leere Drohung

Wegen der Kooperation mit russischen Söldnern droht die Verteidigungsministerin, deutsche Soldaten abzuziehen. Den malischen Putschisten dürfte das ziemlich egal sein.

Militäreinsatz im Sahel: Das zweite Afghanistan?

In Sahelstaaten wie Mali und Niger ist die Regierung vielerorts abwesend. Um jungen Menschen Perspektiven aufzuzeigen, braucht es langfristige Strategien.

Mali ein Jahr nach dem Putsch: Neuwahlen in weiter Ferne

Am 18. August 2020 stürzte das Militär Malis gewählte Regierung. Heute überwiegt Pessimismus über die Zukunft, ein Neuanfang ist nicht in Sicht.

Ein Jahr nach Putsch in Mali: Von der Politik enttäuscht

Ein Jahr nach dem unblutigen Putsch in Mali ist der Frust groß. Korruption und schlechte Sicherheit untergraben das Vertrauen der Bevölkerung.