taz.de -- Neue Leiterin des Bieneninstituts Celle: Die Fokussierte

Kirsten Traynor hat sich ihr halbes Leben mit allem beschäftigt, was das Berufsfeld Biene zu bieten hat. Jetzt kommt die New Yorkerin nach Celle.
Bild: Das Bieneninstitut in Celle hat eine neue Leiterin: Die Deutsch-Amerikanerin Kirsten Traynor

Bremen taz | Arbeiten am Bieneninstitut – das klingt seltsam attraktiv, so wie die Kindervorstellung von einem guten Beruf. Und so passt es gut, dass auch die [1][neue Leiterin des Instituts für Bienenkunde] in Celle wirkt wie eine Forscherin aus dem Bilderbuch – ganz in ein Thema versenkt. „I deeply love all pollinators“ („Ich liebe alle Bestäuber“), sagt [2][Kirsten Traynor in einem Youtube-Video] – man glaubt es ihr sofort.

Für Traynor [3][beginnt ihre Bienenliebe] mit Wabenhonig, noch warm aus dem Stock, auf einer Farm in Maryland, wo sie als junge Frau eine Zeit lang arbeitete. Ihren Bachelor in Englisch hatte sie gerade fertig, und so schrieb sie sich kurzerhand für einen Bienenhalterkurs ein. In einer Verlosung gewann sie dort einen Bienenkasten und stand bald mit 20 Bienenvölkern da.

Seitdem ist ihr Leben auf die Hautflügler ausgerichtet: Was das Berufsfeld Biene hergibt, das hat Traynor gemacht: Sie war Imkerin, Wissenschaftlerin, Herausgeberin zweier Bienenmagazine – und nun ist sie eben Institutsleiterin.

Die New Yorkerin ist die erste Frau an der Spitze eines deutschen Bieneninstituts. Celle kennt die Deutsch-Amerikanerin schon: Dort hatte sie vor 15 Jahren ihre ersten Schritte in der Bienenforschung gemacht. Noch vor ihrem Bio-Studium untersuchte sie als Stipendiatin vom Institut aus die Unterschiede zwischen europäischer und amerikanischer Bienenhaltung.

Virenforschung am Bieneninstitut

Trotz Blüten und Honig und Summen und Brummen: [4][Bienenforschung ist nicht unbedingt ein Wohlfühlfeld]. Der Honigbiene geht’s nicht gut. Sie leidet unter der Varroa-Milbe und dem Klimawandel, Pestiziden und Monokulturen. Zu all dem [5][hat Traynor schon publiziert]; richtig Sorgen aber macht sie sich um die Wildbienen, deren über 20.000 Arten in ihrer Existenz bedroht sind.

Die Forschung am Institut will sie über eine eigene Virendiagnostik voranbringen. [6][Internationaler soll Celle auch werden]: Für die institutseigene Berufsschule für Imker*innen, die einzige in Deutschland, hat sie schon Kontakte ins Ausland geknüpft. In der Wintersaison sollen die Lehrlinge künftig Praktika auf der Südhalbkugel machen.

14 Jun 2021

LINKS

[1] https://www.laves.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presse/presseinformationen/dr-kirsten-traynor-ist-neue-leiterin-des-instituts-fur-bienenkunde-ausgepragtes-fachwissen-und-internationales-netzwerk-199281.html
[2] https://www.youtube.com/watch?v=7dm_bzQzJlA
[3] https://www.researchgate.net/publication/277611713_Introducing_The_New_Editor_Of_Bee_World_-Dr_Kirsten_Traynor
[4] /Insekten-ohne-Schutz/!5776466
[5] https://scholar.google.de/scholar?hl=de&as_sdt=0%2C5&q=Kirsten+Traynor&oq=K
[6] https://www.ardmediathek.de/video/hallo-niedersachsen/neue-leiterin-des-bieneninstituts-in-celle/ndr-niedersachsen/Y3JpZDovL25kci5kZS80ZDFjNzQ3OS05ODRjLTQ5ZWItOWMxNi05Njc3M2UxN2Q0OTk/

AUTOREN

Lotta Drügemöller

TAGS

Insekten
Schwerpunkt Pestizide
Bienen
Celle
Insektensterben
Schwerpunkt Stadtland
Schwerpunkt Stadtland
Insekten
Lichtverschmutzung
Insekten

ARTIKEL ZUM THEMA

Kommunaldiplomatie jetzt: Städte führen keine Kriege

Fast jede vierte russisch-deutsche Städtepartnerschaft wurde auf Eis gelegt, des Krieges wegen. Das ist Putin wurscht und hilft der Ukraine nicht.

Städtepartnerschaften im Krieg: Zeit der Prüfung

Das niedersächsische Celle unterhält Städtepartnerschaften nach Russland und in die Ukraine. Eine blüht gerade auf, die andere gerät unter Druck.

Insekten ohne Schutz: Bienen müssen sich gedulden

Seit Winter wartet in Bremens Bürgerschaft ein Antrag für kleinteilige Insektenschutzmaßnahmen auf Befassung. Strittig sind sie nicht.

Lichtgutachter über Außenbeleuchtungen: „Ohne Rücksicht auf Verluste“

Lichtexperte Peter Reuff kritisiert, dass oft zu helle Leuchten in falscher Lichtfarbe eingesetzt werden. Nun hofft er aufs Bundesnaturschutzgesetz.

Insektenschutzpaket der Regierung: Absage an die Biene

Das Insektenschutzgesetz wird den Bauern kaum schaden und den Insekten kaum nützen. Die wenigen betroffenen Landwirte sollten auf Bio umstellen.