taz.de -- Nebentätigkeiten von Joachim Pfeiffer: CDU-Energieexperte unter Druck

CDU-Mann Joachim Pfeiffer will keine Auskunft über seine Beratungstätigkeiten geben. Darum stoppt die SPD die Verhandlungen über das EEG.
Bild: Will keine Auskunft zu Beratungstätigkeiten geben: Joachim Pfeiffer (CDU)

Berlin taz | Die umstrittenen Nebentätigkeiten von CDU/CSU-Bundestagsabgeordneten blockieren jetzt auch ein wichtiges Gesetzesvorhaben: Weil der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion, Joachim Pfeiffer, sich weigert, die Kunden der von ihm geleiteten Beratungsunternehmen zu nennen, hat die SPD die für diesen Donnerstag geplanten Gespräche über die Fortschreibung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes abgesagt.

Bei diesen Verhandlungen, bei denen unter anderem der [1][weitere Ausbaupfad für Wind- und Sonnenkraftwerke] festgelegt und über die Zukunft der EEG-Umlage entschieden werden soll, gehört Pfeiffer zum Verhandlungsteam der Union. Ein weiteres Mitglied, der bisherige Fraktionsvize Georg Nüßlein, ist bereits ausgefallen, weil er infolge von Provisionszahlungen für Corona-Schutzmasken aus Partei und Fraktion ausgetreten ist.

Pfeiffer wird zum einen vorgeworfen, nicht sauber zwischen seinen privaten Nebentätigkeiten und seiner Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter unterschieden zu haben. [2][Die Zeit hatte berichtet], dass die von Pfeiffer geleiteten Unternehmen „Dr. Joachim Pfeiffer Consulting“ und „Maconso GmbH“ unter der Telefonnummer von Pfeiffers Wahlkreisbüro in Waiblingen erreicht werden können. Eine solche Nutzung staatlich finanzierter Infrastruktur für ein privates Unternehmen wäre unzulässig.

Firmen ohne eigene Telefonnummer

Pfeiffer erklärte dazu, er selbst habe das Wahlkreisbüro nicht als Firmenkontakt angegeben. „Mit dem Umstand, dass die Telefonnummer des Wahlkreisbüros bei Wirtschaftsauskunfteien offenbar als Firmenanschluss gelistet ist, habe ich nichts zu tun“, teilte er der taz mit. Allerdings ist die Nummer in zahlreichen Telefonverzeichnissen und Branchenbüchern zu finden – und nirgends ist eine andere Telefonnummer genannt. Die Frage, wie potenzielle Kunden die Firmen telefonisch hätten kontaktieren können, ohne im Wahlkreisbüro zu landen, beantwortete Pfeiffers Büro bis zum Nachmittag nicht.

Zum anderen weigert sich der CDU-Politiker offenzulegen, welche Kunden er mit seinen Firmen beraten hat und wie viel Geld dafür geflossen ist. Die Kunden könne er wegen „vertraglicher Verschwiegenheitspflichten“ nicht nennen, erklärte Pfeiffer dazu; die Frage, ob dazu auch Unternehmen aus der Energiebranche gehöre, beantworte sein Büro nicht. Zu den Einkünften erklärte er, diese müsse er nicht mitteilen, weil die Firmen keine Gewinne ausgeschüttet hätten. Die SPD will das nicht akzeptieren. „Die Interessen der Mitglieder der Verhandlungsgruppe müssen transparent sein“, sagte SPD-Energie-Experte Johann Saathoff der taz. „Die Union muss da schnell für Klarheit sorgen.“

18 Mar 2021

LINKS

[1] /Einigung-beim-EEG/!5738468
[2] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-03/lobbyismus-cdu-bundestag-masken-affaere-consulting-korruption

AUTOREN

Malte Kreutzfeldt

TAGS

EEG-Umlage
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
EEG-Reform
Lobbyismus
Energiewende
CDU
Schwerpunkt Korruption
Schwerpunkt Korruption
Lobbyismus
Ökostrom
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)

ARTIKEL ZUM THEMA

Rückzug des CDU-Abgeordneten Pfeiffer: Die Union braucht neue Energie

Nach Nebentätigkeits-Affären müssen sich CDU und CSU in der Energiepolitik neu aufstellen. Dem Klimaschutz kann das nützen.

Nach Kritik an Beratertätigkeit: CDU-Politiker Pfeiffer tritt zurück

Nach Kritik an privaten Beratungstätigkeiten legt der Abgeordnete Sprecherposten nieder und kündigt Rückzug aus dem Bundestag an. Er selbst sieht sich als Opfer.

Dobrindt zu Korruption in der Union: Systematischer Realitätsverlust

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt kritisiert die korruptionsbedingte Kritik an der Union. Damit offenbart er sein verzerrtes Bild der Realität.

Unruhen in der Unionsfraktion: Der nächste Rücktritt

CSU-Bundestagsabgeordneter Tobias Zech legt überraschend sein Mandat nieder. Mit der Maskenaffäre hat der Fall aber nichts zu tun.

Wirtschaftsrat der CDU: Ein Lobbyverband im Parteivorstand

Der „Wirtschaftsrat der CDU“ genießt großen Einfluss in der Partei, obwohl er formal unabhängig ist. Der Verein Lobbycontrol fordert Änderungen.

Neues Erneuerbare-Energien-Gesetz: Ökostrom-Reform beschlossen

Der Bundestag hat die umstrittene Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes verabschiedet. Doch die strittigen Punkte wurden verschoben.

Einigung beim EEG: Meister des Vertagens

Auf den letzten Drücker hat sich die Koalition auf die Reform des Enerneuerbare Energien Gesetzes (EEG) geeinigt – und wichtige Streitpunkte vertagt.