taz.de -- Protest gegen Hongkonger Regierung: Mindestens 90 Festnahmen

Die Hongkonger Bevölkerung demonstriert gegen die Verschiebung der Parlamentswahl um ein Jahr. Repressionen lassen nicht lange auf sich warten.
Bild: Demonstration in Hongkong – Polizeigewalt zum Trotz

Hongkong ap/rtr | Bei Protesten gegen die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong sind am Sonntag mindestens 90 Demonstranten festgenommen worden. Die meisten von ihnen seien unter dem Verdacht der illegalen Versammlung in Gewahrsam gekommen, teilte die Polizei mit. Einer Frau im Bezirk Kowloon werde Körperverletzung und das Verbreiten von Botschaften pro Unabhängigkeit vorgeworfen.

Mehrere Hundert Demonstranten waren auf die Straße gegangen, um gegen die [1][Verschiebung der ursprünglich für diesen Sonntag angesetzten Wahl des Legislativrats] zu protestieren. Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam hatte die Abstimmung über das Parlament der chinesischen Sonderverwaltungszone im Juli mit Verweis auf einen Anstieg der Corona-Infektionen um ein Jahr verlegt.

Die Demonstranten hielten Plakate hoch und skandierten Slogans wie „Befreit Hongkong“, die gemäß dem im Juni erlassenen [2][sogenannten Sicherheitsgesetz] verboten sind. Die Polizei ging mit Pfefferspray-Munition gegen die Demonstrant*innen vor, um den Protest aufzulösen. Das berichtete die Zeitung „South China Morning Post“. Tausende Polizisten waren im Einsatz.

Regierungsgegner werfen Lam vor, die Virus-Krise als Vorwand genutzt zu haben, um die Demokratiebewegung in Schach zu halten. Bis zum Ausbruch der Pandemie und dem Erlass des auch international scharf kritisierten Sicherheitsgesetzes sah sich Lam mit regelmäßigen Massenprotesten konfrontiert. Lams Gegner sehen die Autonomie- und Freiheitsrechte Hongkongs gefährdet.

6 Sep 2020

LINKS

[1] /Hongkongs-dritte-Infektionswelle/!5699285
[2] /Hongkong-unter-Chinas-Sicherheitsgesetz/!5704474

TAGS

Hongkong
Sicherheitsgesetz
Demokratiebewegung
China
Hongkong
Hongkong
Hongkong
China
Schwerpunkt Pressefreiheit
Heiko Maas

ARTIKEL ZUM THEMA

Demokratiebewegung in Hongkong: Haftstrafe für Joshua Wong

Prominente Aktivisten der Hongkonger Protestbewegung werden zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen verurteilt. Sie wollen hinter Gittern weiterkämpfen.

Eingeschränkter Rechtsstaat Hongkong: Joshua Wong im Gefängnis

Hongkongs bekannter Aktivist bekennt sich dazu, zu nicht-genehmigten Demonstration aufgerufen zu haben. Er muss mit mehreren Jahren Haft rechnen.

Chinas Einfluss auf Hongkong: Tschüss, Parlament!

Nach dem Rauswurf oppositioneller Parlamentarier haben prodemokratische Abgeordnete geschlossen das Parlament in Hongkong verlassen.

Chinesischer Außenminister in Berlin: Kein freundlicher Empfang

Der Besuch von Wang Yi in Deutschland wird von Protesten gegen Menschenrechtsverletzungen begleitet. Auch Heiko Maas spart nicht mit Kritik.

Pressefreiheit in Hongkong: Verleger verhaftet

Der kritische Hongkonger Medienunternehmer und Aktivist Jimmy Lai wurde auf Basis des „Sicherheitsgesetzes“ festgenommen. China unterstellt ihm Verschwörung.

Abkommen mit Hongkong gekündigt: Zu zahm, Herr Außenminister

Chinas KP betreibt die Auflösung der Demokratie in Hongkong. Ein Auslieferungsabkommen zu kündigen, ist keine adäquate Antwort.