taz.de -- Pflegeheime in der Coronakrise: Getrennt durch eine Scheibe
Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung fordert sichere Besuchsmöglichkeiten für Menschen in Heimen. Infektionsschutz dürfe nicht zu Einsamkeit führen.
Berlin dpa/afp | Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, fordert angesichts [1][Coronakrise], dass Besuchsmöglichkeiten mit Infektionsschutz zum Standard in Pflegeheimen werden. Der Schutz der Pflegebedürftigen vor Infektionen dürfe nicht dazu führen, dass die Menschen vereinsamen, sagte Westerfellhaus der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe).
Als Beispiel für den Infektionsschutz nannte er abgetrennte Besuchszonen, „in denen sich Pflegeheimbewohner und Angehörige in einem wohnlichen Umfeld durch eine Scheibe getrennt sehen können“. So sollen Besuche auch in Zeiten von Infektionswellen und Pandemien möglich sein.
„Der Schutz der Pflegebedürftigen vor Infektionen darf nicht dazu führen, dass die Menschen vereinsamen“, warnte der Pflegebeauftragte. Auch für Patienten, die etwa aufgrund ihrer Demenz solche Räume nicht nutzen könnten, sollten Besuche ermöglicht werden. Und Patienten, die im Sterben liegen, zumindest einen Menschen zum Abschied bei sich haben können. „Wenn wir das nicht sicherstellen, werden viele Menschen Angst vor einem Umzug in ein Pflegeheim haben.“
Die [2][Besuchsbeschränkungen für Pflegeheime] waren Anfang Mai gelockert worden, nachdem Bewohner wochenlang keinen Besuch empfangen durften. Jedem Patienten oder Bewohner soll nun wiederkehrender Besuch durch eine definierte Person ermöglicht werden, so lange es keine Corona-Fälle in der jeweiligen Einrichtung gibt. Die meist älteren und chronisch kranken Bewohner in Pflegeheimen gehören zur [3][Risikogruppe für schwere Verläufe] der Covid-19-Erkrankung. Bei Ausbrüchen der Krankheit in Senioren- und Pflegeheimen hatte es viele Tote gegeben.
21 May 2020
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Stall ausmisten statt Bingo spielen: Guido Pusch bietet mit seinem Senioren-Bauernhof ein ganz anderes Altersheim an. Ein Modell für die Zukunft?
Neue Studie warnt: Kommt die „Umkehrisolation“, in der sich Risikogruppen dauerhaft abschotten müssten, wäre das für Ältere äußerst problematisch.
Noch immer gelten strenge Auflagen für Besuche in Bremer Altenheimen. Der Besuch ist nur einer einzigen Bezugsperson einmal pro Woche erlaubt.
Wegen der Coronapandemie waren Besuche in Pflegeheimen verboten – bis jetzt. Unser Autor berichtet von der Zeit bei seiner Mutter.
Anette Winkler sitzt im Rollstuhl und hat sich eine eigene Wohnung erkämpft. Die Coronakrise wirft sie zurück – so wie viele Menschen mit Behinderung.
In einem Bremer Pflegeheim der Alloheim-Kette sollen Hygienestandards missachtet und Corona-Infektionen verspätet gemeldet worden sein.