taz.de -- Wahl der neuen EU-Kommission: Grüne wollen sich enthalten

Die Grünen sehen sich nicht als Teil dieser Kommission, sagt der Europaabgeordnete Sven Giegold. Aber sie wollten eine „konstruktive Rolle“ spielen.
Bild: Wird sich am Mittwoch enthalten: Ska Keller, die Fraktionsvorsitzende der Grünen

Berlin taz Die Grünen-Fraktion im Europäischen Parlament wird sich bei der Abstimmung über die neue EU-Kommission enthalten. „Wir sind mit Frau von der Leyen in einen Dialog gegangen“, sagte der Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold am Dienstag. „Unsere Forderungen wurden nicht erfüllt, weder inhaltliche noch personelle.“ Deshalb werde sich die Grünen-Fraktion enthalten.

Giegold will die Enthaltung nicht als Absage an künftige Zusammenarbeit verstanden wissen. „Wir sehen uns nicht als Teil dieser Kommission, wollen aber eine konstruktive Rolle spielen“, sagte er. Am Mittwoch stimmt das EU-Parlament über die neue EU-Exekutive ab, die aus 26 Kommissaren und der deutschen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen besteht.

Von der Leyen war bereits im Juli vom EU-Parlament bestätigt worden. [1][Im Vorfeld der Entscheidung diskutierten die Grünen], ob sie der Personalie zustimmen sollten – oder nicht. Manche fürchteten, dass sie sich mit einer Blockade der liberalen Christdemokratin aus dem Spiel nähmen.

Zumal ein Nein Prinzipien der wichtigen deutschen Grünen widerspricht. Deren Bundesvorsitzende Robert Habeck und Annalena Baerbock setzen auf Bündnisfähigkeit und argumentieren, die Grünen müssten in Zeiten erstarkender Rechter die demokratische Mitte reanimieren.

Doch die [2][europäischen Grünen entschieden damals], nicht für von der Leyen zu stimmen. Von der Leyen plant unter anderem einen „Green Deal“ für Europa. Ein Hauptziel ihrer Kommission sei es, Europa zum „ersten klimaneutralen Kontinent der Welt“ zu machen, sagte sie. Den europäischen Grünen geht ihr Plan nicht weit genug, sie kritisieren etwa, dass die Kommission bei der Landwirtschaft am klimaschädlichen Status quo festhalten wolle.

26 Nov 2019

LINKS

[1] /EU-Kommissionspraesidentin-von-der-Leyen/!5610440
[2] /Designierte-EU-Kommissionspraesidentin/!5611553

AUTOREN

Ulrich Schulte

TAGS

Schwerpunkt Europawahl
Ursula von der Leyen
Europäische Kommission
Bündnis 90/Die Grünen
Homöopathie
Europäische Union
EU-Kommission
Green Deal
Ursula von der Leyen
Ursula von der Leyen
Schwerpunkt Europawahl
europawahl Politik

ARTIKEL ZUM THEMA

Die Grünen und die umstrittenen Pillen: Homöopathie für den Chef

Robert Habeck übernimmt persönlich die Leitung der Kommission, die den Globuli-Streit befrieden soll. Verbände bieten bereits ihre Hilfe an.

Abstimmung über EU-Kommission: Ein blasser Neustart

Der Auftritt der neuen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Strassburg war eher unspektakulär. Ihr Team legt jetzt trotzdem los.

Neue EU-Kommission im Amt: Ein weiterer Reibungspunkt

Die neue Kommission ist bestätigt, doch die vergangenen Wochen haben gezeigt: Die Präsidentin kann sich einer Mehrheit nie sicher sein.

Von der Leyens neue EU-Kommission: Leicht gerupft

Die neue, bestätigte EU-Kommission fällt nicht ganz so weiblich aus wie geplant. Männer ziehen auch künftig die Strippen in Brüssel, etwa in der Klimapolitik.

Ursula von der Leyen und die EU: Schwierige Kompetenz-Tournee

Am Dienstag wird sich entscheiden, ob Ursula von der Leyen Chefin der EU-Kommission wird. Sie kommt mit Schwierigkeiten im Gepäck.

Kommentar von der Leyens Nominierung: Schmutzige Worte

Hinterzimmer, Postengeschacher und Zank? Wer demokratische Vorgänge mit toxischer Sprache diskreditiert, hilft den Demokratieverächtern.

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen: Grüne stellen Bedingungen

Sven Giegold macht ein Ja der Grünen zu Ursula von der Leyen von drei Punkten abhängig. Mit dabei: Ämter, um Inhalte durchsetzen zu können.

Bütikofer über EU-Postenvergabe: „Ich bin Nein-Sager“

Reinhard Bütikofer ist Co-Vorsitzender der Grünen in Brüssel und hat viele Gründe, Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin abzulehnen.