taz.de -- Kommentar „Scientists for Future“: Warum nicht mal Politiker fürs Klima?

Schön, dass Forscher die Schülerstreiks unterstützen. Künstler und Sportler sollten sich anschließen. Das gilt auch für eine andere Berufsgruppe.
Bild: Und noch jemand, der Greta Thunberg liebt: Über 700 Wissenschaftler unterstützen die von ihr ins Leben gerufenen Schülerstreiks für eine bessere Klimapolitik

In der Ökodebatte gibt es ein Paradox: Während bei der Atomkraft die Öffentlichkeit wesentlich aufgeregter agierte als die Wissenschaft, ist es beim Klima genau andersherum: Auf der einen Seite schiebt die Politik das Thema auf die ganz lange Bank (wie derzeit wieder die CDU/CSU zum Klimagesetz), und wir Verbraucher fliegen ohne Skrupel durch die Gegend.

Bei Expertinnen und Experten rund ums Klima dagegen vertiefen sich mit jedem Arbeitstag und jedem neuen Report die Sorgenfalten: Die Gefahr wird immer größer, die Zeit immer knapper, Gegensteuern immer unwahrscheinlicher.

Da ist es gut und richtig, wenn sich jetzt die „Scientists for Future“ laut zu Wort melden und die protestierende Jugend von „[1][Fridays for Future]“ unterstützen. Denn wir brauchen eine Wissenschaft, die ihr Engagement nicht an der Labortür abgibt und zusieht, wie ihre Erkenntnisse verdreht oder ignoriert werden. Auch und gerade WissenschaftlerInnen haben das Recht und die Pflicht, an den Entscheidungen über unsere Zukunft mitzubestimmen.

Aufruf kann nur ein Anfang sein

Allerdings kann der lobenswerte Aufruf nur ein Anfang sein. Denn bisher riskieren die Wissenschaftler nicht wirklich etwas. Während die Jugend von „Fridays for Future“ Unterricht versäumt, Demos organisiert und Fehlstunden kassiert, reicht den ForscherInnen bisher eine Unterschrift.

Vielleicht sollten sie überlegen, wie sie die Gangart verschärfen können. Sie könnten sich zum Beispiel regelmäßig und lautstark hinter konkreten Forderungen („CO2-Steuer“) versammeln oder ihre Mitarbeit in allen Beratungsgremien der Regierung ruhen lassen, bis ein ernsthaftes Klimaschutzgesetz verabschiedet ist.

Das wäre ein deutliches Zeichen, dass es so nicht weitergeht, wie es weitergeht. Und vielleicht der Anfang davon, dass sich der Protest aus der Jugendecke heraus in der Gesellschaft breit machen würde: Dann könnte man sich „Artists for Future“ vorstellen, „Athletes for Future“ oder „Business for Future“. Und irgendwann vielleicht sogar: „Politicians for Future“.

6 Mar 2019

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[1] https://fridaysforfuture.de/

AUTOREN

Bernhard Pötter

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