taz.de -- Schüler*innenproteste fürs Klima: Wenn Erwachsene von Kindern lernen
Jeden Freitag demonstrieren Schüler*innen für eine gute Zukunft, die durch den Klimawandel in Gefahr ist. Vier Jugendliche sprechen.
Seit Greta Thunberg sich an einem Freitagmittag nach den Sommerferien in Stockholm vor das Parlamentsgebäude setzte und dagegen demonstrierte, dass die Politik so untätig ist in Sachen Klimaschutz, wurde [1][aus der Aktion einer damals 15-Jährigen] eine weltweite Bewegung. Thunberg hatte angekündigt, dass sie freitags ab jetzt nichts mehr von Erwachsenen lernen will, sondern dass die Erwachsenen von ihr lernen sollen.
In vielen anderen Städten gehen Jugendliche und auch Kinder nun an Freitagen nicht mehr in die Schule, [2][sondern sie gehen demonstrieren] – wie wir auch. Wir sind zwei 14-Jährige, die ein Schülerpraktikum in der taz machen.
Bei der letzten Demo am 25. Januar in Berlin vom Wirtschaftsministerium zum Kanzleramt waren wir dabei und haben andere junge Menschen dort interviewt: Feline, eine 14jährige Waldorfschülerin aus Bremen, die schon seit Dezember jeden Freitag demonstriert. Max Ferdinand aus Halle, der auch 14 Jahre alt ist und von sich sagt, „ich bin Musiker“. Lena, sie ist 16 Jahre und Gymnasiastin in Berlin. Und Cedric, 18 Jahre, Abiturient aus Kassel.
Warum sie hier seien, haben wir gefragt. „Weil ich für eine bessere Klimapolitik streike und für einen schnelleren Kohleausstieg. Und weil ich zeigen will, dass der Jugend das wichtig ist“, sagt Max Ferdinand, der in der Woche zuvor beim ersten Schülerstreik in Halle dabei war. Wie 400 bis 500 weitere SchülerInnen dort. Anders als er, ist Lena zum ersten Mal auf einer Demo von Fridays for Future. Sie hat von der Demo auf Instagram erfahren.
Instagram und WhatsApp sind wichtige Informationsquellen für uns alle. Über WhatsApp hat Cedric, der Junge aus Kassel, eine Fridays for Future Gruppe gestartet. „Da kamen dann immer mehr Leute rein und die haben dann dafür geworben, dass man sich der Demo in Berlin anschließt“, erzählt er.
Zehntausend Jugendliche aus dem ganzen Bundesgebiet demonstrierten letzten Freitag in Berllin, die meisten kassieren Fehlstunden deswegen. Bei manchen schreiben die Eltern eine Entschuldigung, bei anderen ist die Schule tolerant. Wieder andere machen es trotz aller Verbote. „Meiner Eltern unterstützen mich nicht, also meine Mutter unterstützt mich nicht, weil sie das zu gefährlich findet. Und meine Lehrer sagen, dass das unentschuldigte Fehltage sind, also ich werde nicht unterstützt, nee“, sagt Feline.
Und wie fühlt es sich an, die Schule zu schwänzen? „Ich habe das Gefühl, es ist das Richtige, hier zu sein“, meint Cedric. „Also Schule schwänzen ist natürlich blöd so kurz vor dem Abi, aber es gibt auch Wichtigeres und man kann das Verpasste ja nachholen.“
Und was ist das Wichtigere, haben wir dann gefragt. „Dass die Leute aufhören, den Hambacher Forst halt abzuroden und die Kohle dort abzuschleppen“, sagt Feline sofort. Max Ferdinand ist der Kohleausstieg auch wichtig, aber er sieht zudem, dass die Schülerproteste ein gutes Instrument sind, damit sich was ändert. „Wir wollen Aufmerksamkeit kriegen, deshalb ist es ja auch in der Schulzeit, dass man halt Aufmerksamkeit kriegt und es wurde auch schon erreicht, dass ein Brief an die Kohlekommission geschickt wurde, also es wurden ja schon einige Dinge erreicht.“
Andere erwähnen Weiteres, von dem sie glauben, dass es wichtig ist. „Ich ernähre mich auch vegan und allgemein finde ich ist es wichtig, dass in Zukunft mehr mit der Natur anstatt gegen die Natur gelebt wird, außerdem ist mir die Agrarwende wichtig“, sagt Lena.
Cedric sieht das genau so. „Wir brauchen eine Zukunft, in der wir versuchen, die Folgen des Klimawandels so weit wie möglich einzuschränken, um möglichst viele schreckliche Folgen zu verhindern, wie das Ansteigen des Meeresspiegels, die Flucht vieler Menschen, weil deren Lebensraum zerstört wird und all das. Wir müssen endlich die Kurve kriegen“, sagt er.
Für alle ist Greta Thunberg, die mittlerweile 16-jährige Aktivistin aus Schweden, ein Vorbild geworden. „Ich finde es gut, was die macht, ich unterstütze das“, sagt Lena. Andere sagen über sie einfach nur: Beeindruckend. Krass. Mutig. Großartig. Inspirierend. Cool. „Ich finde es das Allerletzte, dass Greta jetzt [3][einen Shitstorm erlebt] und dass Leute sagen, sie wisse nicht, was sie macht, weil sie Asperger hat“, mischt sich eine Demonstrantin ein, die nicht mit Namen genannt werden möchte.
Dass so viele nach Berlin gekommen sind, gibt den meisten Schülerinnen und Schülern auf der Demo das Gefühl, wichtig zu sein. „Das ist groß, das ist natürlich ein großartiges Gefühl, wenn so viele sich dafür interessieren. Irgendwie denkt man ja manchmal, den Jugendlichen ist es einfach egal. Aber nein, das ist nicht so, sonst wären sie ja nicht gekommen“, sagt Max Ferdinand.
Die nächste Demo der Schülerinnen und Schüler ist am Freitag, den 1. Februar, von 12 bis 14 Uhr. Sie findet in verschiedenen Städten statt.
31 Jan 2019
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