taz.de -- Die Wahrheit: Doch sie wollte nur Yoga
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit. Diesmal darf sich die Leserschaft an einem Poem über eine innige Liebe zur Matte erfreuen.
Was hab ich nicht alles verändert für sie:
den Wohnort, die Schuhe, die Haare;
entsagte Tattoos und der Polygamie
und traf mit ihr andere Paare.
Ich wählte die Grünen und ging mit dem Hund,
Musik hörte ich analoger.
Ich hoffte auf manch schöne Liebesstund
mit ihr. Doch sie wollte nur Yoga.
Ich habe den Mambo aus Büchern erlernt
und übte verbissen Klavier.
Man hat unter Schmerzen mir Zahnstein entfernt
und sah mich sogar beim Barbier.
Ich war derart heftig ins Fräulein vernarrt,
für sie trug ich nachts sogar Toga.
Auch körperlich hab ich mich aufgespart.
Geschenkt! Denn sie wollte nur Yoga.
Ich hörte ihr zu, und ich nickte dabei,
trug Kleidung statt meiner Klamotten.
Mit Tinte schrieb ich ihr „Tanderadei!“
und ließ mich vor Freunden verspotten.
Was hab ich nicht alles gemacht und getan,
trug Brille wie Willemsens Roger.
Ich wollte mit ihr übern Ozean
der Lust. Doch sie wollte nur Yoga.
Wir haben uns dann auseinandergelebt.
Es konnte die Liebe nicht siegen.
Denn sie hat stets nur nach der Matte gestrebt,
und ich lass mich ungern verbiegen.
7 Feb 2019
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