taz.de -- Milliardenschwere Investitionen: Volkswagen treibt E-Mobilität voran

Der dieselgeplagte Autohersteller will bei Öko-Fahrzeugen weltweit führend werden. Er steckt 44 Milliarden Euro in den Konzernumbau.
Bild: In Liebe zum Auto vereint: VW-Chef Diess (links) und der VW-Betriebsratsvorsitzende Osterloh

Berlin taz | Der Aufsichtsrat des Volkswagen-Konzerns hat am Freitag den Weg zum raschen Umbau des Unternehmen vom konventionellen Autobauer zu einem der größten Anbieter nachhaltiger Mobilität frei gemacht. Bis 2023 wird der größte Fahrzeughersteller der Welt knapp 30 Milliarden Euro in Entwicklung und Bau von E-Autos und weitere 14 Milliarden in autonomes Fahren, sonstige E-Mobilität und digitale Dienste stecken.

„Das entspricht einem Drittel unserer Gesamtausgaben“, sagte VW-Vorstandschef Herbert Diess nach der Sitzung. Geprüft werde auch [1][die Beteiligung an einer Batteriefabrik]. Mit der „E-Offensive“ wende sich VW verstärkt sauberer Mobilität zu, sagte Diess. Maßgeblich sei dabei auch das Pariser Klimaabkommen. In Deutschland werden drei Standorte für die Herstellung von E-Autos umgebaut. „Zwickau, Emden und Hannover werden zum größten E-Produktionsverbund in Europa“, so Diess. „Wir nehmen uns vor, VW zur globalen Nummer eins in der E-Mobilität zu machen.“

Bis 2025 will der Autobauer die Zahl der angebotenen E-Modelle von jetzt 6 auf mehr als 50 ausbauen. Außerdem soll ein E-Kleinwagen für etwa 20.000 Euro angeboten werden. „Damit wird ein E-Auto für Millionen erschwinglich“, sagte Diess, der nach dem Dieselabgasbetrug [2][im Frühjahr an die Spitze des Konzerns] gelangt war. Ab Januar soll der Spitzenmanager auch für den wichtigen Absatzmarkt China direkt verantwortlich sein. Die chinesische Regierung treibt die Elektrifizierung des Autoverkehrs massiv voran.

Keine Kündigungen

Aus Sicht der Beschäftigten sei das Umbauprogramm ein Erfolg, sagte der [3][Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh]. „Niemand verliert seine Beschäftigung.“ Für die Produktion von E-Autos werden 20 bis 30 Prozent weniger Beschäftigte benötigt als für herkömmliche Fahrzeuge. Betriebsvereinbarungen sehen den Abbau von Stellen über Altersteilzeit vor.

VW hatte im Zuge des Diesel-Abgasbetrug viel Renomee eingebüßt. Die Affäre hat den Autobauer bislang 27 Milliarden Euro gekostet. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen ehemalige und aktive Führungskräfte.

16 Nov 2018

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Anja Krüger

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