taz.de -- Kommentar Wildtierverbot im Zirkus: Der Druck steigt

Die Forderung nach einem Wildtierverbot in der Manege ist in der gesellschaftlichen Mitte angekommen. Das wird nun auch die CDU auf Bundesebene merken.
Bild: Den Standpunkt dieser Berliner Demonstrantin teilt mittlerweile auch die Nord-CDU

Noch vor hundert Jahren war es für die ganze Familie ein aufregender Zeitvertreib, sich am Sonntagnachmittag im Zoo „Menschenrassen am Nil“ anzuschauen. In den USA stellten Freakshows Menschen mit Behinderung aus, um den Betrachter*innen einen Schauder über den Rücken laufen zu lassen. Es hat gedauert, bis dieses Unterhaltungsprogramm, das die Menschen und ihre Würde verachtete, gesellschaftlich geächtet wurde.

Ich möchte die Situation dieser Menschen und ihr großes Leid nicht mit dem von Tieren vergleichen. Was sich aber vergleichen lässt, ist die veränderte Stimmung in der Gesellschaft. Elefanten, die auf einem kleinen Podest balancieren, Robben, die einen Ball auf der Nase drehen lassen: Das gehört zum Erlebnis Zirkus dazu – oder etwa nicht mehr?

Die [1][Forderung nach einem Wildtierverbot] in der Manege wird nicht mehr nur von radikalen Tierschützer*innen gestellt. Sie ist in der gesellschaftlichen Mitte angekommen. Dass nun mit Schleswig-Holstein auch ein CDU-geführtes Bundesland weiße Tiger, jonglierende Affen und fahrradfahrende Braunbären im Zirkus verbieten will, ist bemerkenswert, denn im Bund blockiert die CDU das Wildtierverbot. Der Druck steigt.

Es kann aber nur ein erster Schritt sein. Auch Hunde oder Pferde haben im Zirkus nichts zu suchen. Die laute Musik, das grelle Licht, die langen Transporte stressen jedes Tier. Dass die Umstellung gelingen kann, hat der Circus Roncalli bewiesen. Seit diesem Jahr treten dort nur noch Menschen auf. Unterhaltung verändert sich, genau wie Gesellschaften. Im Jahr 2018 sollten wir uns nicht mehr auf Kosten anderer amüsieren.

2 Oct 2018

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Andrea Maestro

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