taz.de -- Steuerliche Gleichstellung von Homo-Ehe: Splittingtarif rückwirkend anwendbar

Positive neue Entwicklung bei der Ehe für alle: Ein Gericht hat nun beschlossen, dass das Ehegatten-Splitting rückwirkend bei gleichgeschlechtlichen Paaren greift.
Bild: Am 1. Oktober 2017 trat das Gesetz in Kraft; am gleichen Tag heiratete das erste schwule Paar in Berlin

Hamburg dpa | Ein gleichgeschlechtliches Ehepaar führt seit 2001 eine eingetragene Lebenspartnerschaft und wandelt sie nach der Einführung der sogenannten Ehe für alle 2017 gesetzlich um. Danach begehrt das Ehepaar, bei der Einkommensteuer zusammen veranlagt zu werden – und zwar rückwirkend vom Jahr 2001 an. Der entsprechenden Klage der Eheleute hat der 1. Senat des Finanzgerichts Hamburg (AZ: 1 K 92/18) mit Urteil vom 31. Juli 2018 stattgegeben. Gleichzeitig ließ das Gericht Revision zum Bundesfinanzhof zu, wie es [1][am Montag in Hamburg mitteilte].

Nach der gesetzlichen Regelung sei der Tag der Begründung der Lebenspartnerschaft – nach der Umwandlung in eine Ehe – für die Rechte und Pflichten der Partner maßgeblich, führte das Gericht an. Weil die Zusammenveranlagung für Ehepaare nach dem Splittingtarif in vielen Fällen zu einer Verringerung der Steuerlast führe, hätten die Kläger dies rückwirkend beantragt.

Das habe das Finanzamt abgelehnt, weil beide bis 2012 mit bestandskräftigen Bescheiden jeweils einzeln zur Einkommensteuer herangezogen worden waren. Dem folgte das Finanzgericht nicht. Nach der Umwandlung seien laut Eheöffnungsgesetz die Lebenspartner so zu stellen, als ob sie am Tag der Begründung der Lebenspartnerschaft geheiratet hätten, erläuterte das Gericht.

[2][Ehe für alle] bezeichnet die komplette Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben in Deutschland. Die Einführung der Ehe für homosexuelle Paare beschloss der Bundestag mit 393 Stimmen bei 226 Gegenstimmen und vier Enthaltungen am 30. Juni 2017. Das Gesetz trat am 1. Oktober 2017 in Kraft.

21 Aug 2018

LINKS

[1] http://justiz.hamburg.de/finanzgericht/11544760/ehe-fuer-alle-splittingtarif-rueckwirkend-fuer-alle-jahre-seit-2001/
[2] /Ehe-fuer-alle-in-Deutschland/!5451467

TAGS

Steuern
Ehe für alle
Ehegattensplitting
Gleichberechtigung
Ehegattensplitting
Familie
Heiraten
Netzwerk

ARTIKEL ZUM THEMA

Steuerreform schaffe Jobs für Frauen: Expert:innen für „Realsplitting“

Die aktuellen Gesetze zu Ehegattensplitting und Minijobs benachteiligen Frauen, zeigt eine neue Studie. Vor allem für Mütter lohne ein „substanzieller Job“ derzeit oft nicht.

Kinder in Regenbogenfamilien: Es gibt kaum Unterschiede

Homosexuellen Paaren wird Kindererziehung nicht zugetraut. Dabei belegen zahlreiche Studien, dass es überhaupt keinen Grund zu Sorge gibt.

Heiratschancen in Berlin: Drum eile, wer sich ewig bindet

Es kann in Berlin selbst für die Heiratswilligsten mit der Hochzeit lange dauern – die Standesämter haben keine freien Termine. Der Senat will nun Abhilfe schaffen.

Europas Antifeministisches Netzwerk: Geheim und radikal

Verbindungen bis in Vatikan und EU: Ultrakonservative von „Agenda Europe“ wollen Homo-Ehe, Abtreibung, Scheidung und Verhütung abschaffen.