taz.de -- Tech-Milliardär Elon Musk: Genial oder des Wahnsinns?

Der Gründer des E-Autoherstellers Tesla verwirrt die Anleger mit einem Tweet: er wolle die Firma von der Börse nehmen. Was hat er vor?
Bild: Würde sich als James-Bond-Bösewicht gut machen: Elon Musk

Eigentlich wäre Elon Musk ein perfekter James-Bond-Bösewicht. Er ist reich, auf eigentümliche Weise genial und wirkt manchmal ein wenig wahnsinnig. Da fehlt nur noch der ausgeklügelte Plan zur Welteroberung.

Aber der Tech-Milliardär mit globaler Fangemeinde muss sich derzeit mit profaneren Problemen auseinandersetzen. Beim Elektroauto-Hersteller Tesla, den der 47-Jährige mitgegründet hat und leitet, läuft es derzeit schlecht. Die Produktion des neuen Model 3 läuft nur schleppend an, weil die Planung für das E-Auto für den Massenmarkt zu ehrgeizig war. Und jetzt verwirrt Musk auch noch die Anleger mit nebulösen Ankündigungen auf Twitter, er wolle Tesla von der Börse nehmen. Die Finanzierung sei bereits gesichert.

Wie ernst die Ankündigung gemeint ist, weiß derzeit niemand. Zumal Musk in den vergangenen Monaten immer häufiger mit seltsamen Äußerungen auf sich aufmerksam gemacht hat. Vor gut drei Monaten sorgte der Tesla-Chef bei einer Telefonkonferenz nach Vorlage der Geschäftsergebnisse für einen Eklat, indem er Fragen von Analysten als „langweilig“ und „nicht cool“ ablehnte.

Die im Juli in einer thailändischen Höhle eingeschlossenen Kinder wollte Musk mit einem Mini-U-Boot selbst bergen und bezichtigte dann einen der Rettungstaucher der Pädophilie.

Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist bekanntlich fließend – und Elon Musk hat sein Genie häufig genug bewiesen. Mit Tesla hat der geborene Südafrikaner E-Autos in den USA zum hippen Fortbewegungsmittel gemacht. Mit dem Hyperloop entwickelte er ein potenziell zukunftsfähiges Konzept für den erdgebundenen Hochgeschwindigkeitstransport von Passagieren. Mit seiner wiederverwendbaren SpaceX-Rakete hat Musk die private Raumfahrt revolutioniert – auch wenn der praktische Nutzen von Experten in Zweifel gezogen wird: „Musks Vision reißt die Jungen mit“, [1][sagte der ehemalige Astronaut Ulrich Walter der taz im vergangenen Jahr].

Als Visionär scheint sich Musk auch besser zu eignen als in der praktischen Unternehmertätigkeit. Als Chef von Tesla konnte er die Lieferschwierigkeiten des Model 3 bisher nicht lösen, Tesla-Mitarbeiter in Kalifornien klagen über gefährliche Arbeitsbedingungen. In den Fachmedien mehren sich Stimmen, die ihm einen Rücktritt nahelegen.

Die jüngste Ankündigung, Tesla von der Börse zu nehmen, hat zwar kurzfristig den Aktienkurs steigen lassen – könnte Musk aber noch gefährlich werden. Dieser müsse den Nachweis erbringen, dass die Finanzierung stehe, sagte Rechtsprofessor John C. Coffee von der Columbia Law School dem Portal Yahoo Finance, sonst „riskiert er einen großen Rechtsstreit“. Auch der US-Börsenaufsicht dürfte nicht gefallen, dass Musk kursrelevante Aussagen während der Handelszeiten per Twitter verbreitet.

Aber vielleicht entpuppt sich dieser Schachzug auch als genial. Potenzielle Bond-Bösewichte darf man nicht unterschätzen.

8 Aug 2018

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Jörg Wimalasena

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