taz.de -- Kommentar US-Sanktionen gegen Iran: Ein Verstoß gegen das Völkerrecht

Die US-Sanktionen gegen den Iran werden dort wohl einen Regierungswechsel bewirken – vom gemäßigten Präsidenten Ruhani hin zu Hardlinern.
Bild: Seine politische Zukunft ist in Gefahr: der iranische Präsident Hassan Ruhani

Die Sanktionen der USA gegen Iran und ihre extraterritoriale Ausweitung auf die Wirtschaftsbeziehungen, die Firmen und Banken von Drittstaaten mit Teheran unterhalten, verstoßen gegen multilaterale Handelsverträge und gegen das Völkerrecht. Leidtragende sind die Menschen im Iran.

Die EU und die Regierungen in Berlin, Paris und London waren zu feige, die durchaus zur Verfügung stehenden politischen, wirtschaftlichen und juristischen Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die Sanktionen werden keines der Ziele erreichen, mit denen die Trump-Administration sie begründet.

Ein besseres Nuklearabkommen mit Teheran als den einseitig von Trump aufgekündigten Vertrag wird es nicht geben. Der Verweis auf die angeblich erfolgreiche Droh-, Sanktions- und Verhandlungspolitik Trumps gegenüber Nordkorea ist abwegig. Zum einen hat Trump bei seinem Treffen mit Kim Jong Un nichts erreicht außer einer völlig vagen Absichtserklärung zur Einstellung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms, an die sich Pjöngjang nach Erkenntnis nicht nur der US-amerikanischen Geheimdienste ohnehin nicht hält. Zweitens ist Nordkorea selbst mit Atombombe ein wirtschaftlich ausgebluteter Hungerstaat, isoliert in seiner Region und weitgehend auch von China und Russland.

Iran hingegen ist auch ohne Atombombe eine veritable Regionalmacht mit Verbündeten fast überall im Nahen Osten und mit Unterstützung auch aus Peking und Moskau. Die Sanktionen gegen Iran werden sehr wahrscheinlich einen Regierungswechsel in Teheran bewirken. Allerdings nicht jenen Wechsel hin zu mehr außenpolitischer Zurückhaltung in der Region und zu mehr politischen Freiheiten und wirtschaftlichen Möglichkeiten für die iranischen BürgerInnen, der in Washington und Tel Aviv so lautstark gefordert wird. Das Gegenteil wird eintreten: Der zumindest vergleichsweise gemäßigte und reformorientierte Präsident Hassan Ruhani wird von den innen-und außenpolitischen Hardlinern verdrängt werden.

Diese Dynamik der Verhärtung ist immer eingetreten, wenn die USA sowie zeitweise auch die EU Iran in den letzten knapp 40 Jahren unter wirtschaftlichen und politischen Druck gesetzt haben. Sei es nach der islamischen Revolution 1979 oder Anfang des Jahrtausends im Streit über Irans Nuklearprogramm. Sollten die Hardliner in Teheran an die Macht zurückkehren, würde auch das dritte Ziel verfehlt, mit dem die Sanktionen von der Trump-Administration begründet und weshalb sie auch hierzulande von mancher Seite unterstützt werden: Die potenzielle Gefährdung Israels wird nicht geringer werden, sondern größer.

7 Aug 2018

AUTOREN

Andreas Zumach

TAGS

Schwerpunkt Iran
USA
Sanktionen
Atomabkommen
Schwerpunkt Iran
Schwerpunkt Iran
US-Sanktionen
US-Sanktionen
US-Sanktionen
Sanktionen
Schwerpunkt Iran
Schwerpunkt Iran
Schwerpunkt Iran

ARTIKEL ZUM THEMA

Nach Angriff auf Militärparade: Iran rüffelt Diplomaten

Nach dem tödlichen Angriff auf eine Militärparade hat der Iran mehrere Diplomaten einbestellt. Europäische Länder sollen Terroristen Unterschlupf gewähren.

US-Sanktionen und Iran-Abkommen: Weder Krieg noch Verhandlungen

Ajatollah Ali Chamenei äußert sich erstmals zu den neuen US-Sanktionen. Das Atomabkommen sei unverhandelbar, sagt Irans Staatsoberhaupt.

Iran-Experte über US-Sanktionen: „Trump will den Iran destabilisieren“

Iraner protestieren gegen die Wirtschaftskrise, während die USA Sanktionen verhängen. Politikberater Adnan Tabatabai über den Druck auf Präsident Ruhani.

Skripal-Affäre mit Konsequenzen: Mehr US-Sanktionen gegen Russland

Lange hielten Abgeordnete Trump vor, nicht entschieden genug auf den Fall Skripal zu reagieren. Nun kündigt Washington weitere Sanktionen gegen Russland an.

US-Sanktionen und Gegenmaßnahmen: EU wird Trump nicht blocken können

Ein EU-Gesetz soll verhindern, dass US-Sanktionen gegen Iran auch hier greifen. Warum die Maßnahmen kaum funktionieren werden.

US-Sanktionen gegen Iran treten in Kraft: Die Angst der Unternehmer

Trotz Abwehrgesetz ziehen sich EU-Konzerne wohl aus Iran zurück. Kleine Firmen könnten den Sanktionen der Trump-Regierung aber entgehen.

Trumps Iran-Sanktionen treten in Kraft: USA verschärfen die Wirtschaftskrise

Die katastrophale wirtschaftliche Lage löst im Iran Unruhen aus. Jetzt wird die Lage durch die US-Sanktionen weiter eskaliert.

Iran und USA: Bedingungen für Treffen mit Trump

US-Präsident Trump erklärt sich zu einem Treffen mit dem Iran bereit – ohne Vorbedingungen. Die iranische Führung will, dass er zuerst zum Atomdeal zurückkehrt.

Irans Präsident Ruhani warnt die USA: Trump antwortet mit einer Drohung

Die verbale Auseinandersetzung zwischen Iran und den USA spitzt sich zu: Ruhani warnt vor Provokationen, Trump reagiert mit einem Tweet in Großbuchstaben.