taz.de -- Steigende Polizeigewalt in Brasilien: 5.000 Tote bei Einsätzen der Polizei

Immer mehr Menschen sterben in Brasilien durch Kugeln der Polizei. Diese spricht von Notwehr, Menschenrechtler dagegen erkennen Hinrichtungen.
Bild: Aktivisten sprechen von „Hinrichtungen“: Graffiti an dem Todesort der Stadträtin Marielle Franco, die sich gegen Polizeigewalt einsetzte

Rio de Janeiro epd | In Brasilien nimmt die Zahl der Toten bei Polizeieinsätzen zu. Im vergangenen Jahr kamen 5.012 Menschen durch Polizeigewalt ums Leben, 19 Prozent mehr als 2016, wie das Nachrichtenportal G1 auf Grundlage offizieller Statistiken am Donnerstag (Ortszeit) meldete. Die Zahl der Polizisten, die ihr Leben im Dienst verloren, sank 2017 auf 385. Im Jahr zuvor waren 453 getötete Beamte verzeichnet worden.

Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl gibt es die meisten Toten bei Polizeieinsätzen im Amazonasstaat Amapá: Dort wurden 8,3 Tote auf 100.000 Einwohner registriert. Rio de Janeiro hat mit 6,7 Opfern pro 100.000 Einwohner die zweithöchste Todesrate und liegt in absoluten Zahlen mit 1.127 Toten durch Polizeischüsse an der Spitze der Statistik.

Todesopfer werden in Polizeiberichten zumeist mit Notwehr begründet. Menschenrechtsorganisationen hingegen werfen den Uniformierten vor, oft willkürlich auf Wehrlose zu schießen und manchmal regelrechte Hinrichtungen vorzunehmen. Die meisten Toten durch Polizeigewalt sind junge dunkelhäutige Männer in Armenvierteln.

„Anstatt auf Deeskalation zu setzen, ist die Polizei in einigen Bundesstaaten für die Zunahme von Gewalt und Todesfällen bei Patrouillen verantwortlich“, sagt Bruno Paes Manso von Studienzentrum über Gewalt der Universität von São Paulo, das an der Auswertung der Statistiken mitwirkte.

11 May 2018

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