taz.de -- Kolumne So Sach(s)en: Ich glaube, es piept

Der Star ist Vogel des Jahres 2018. Um Weibchen zu beeindrucken, imitiert der Spottvogel immer öfter Handyklingeln und Wecker.
Bild: Ist nicht nur der Meister der Imitationen, sondern auch ein geschickter Regenwurmfänger

Der Frühling steht in den Startlöchern. Wenn Sie dann bald bei Sonnenschein durch die Leipziger Straßen schlendern und von den Bäumen auf einmal schrille Whatsapp-Töne hören, dann sind sie nicht verrückt, sondern wissen: Der Star ist da! Vom Naturschutzbund Nabu und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern wurde er zum Vogel des Jahres 2018 gewählt.

Als Spottvogel imitiert er den Gesang seiner Artgenossen. In Städten hört das Tier allerdings eher Verkehrslärm und Handygeräusche. Aus der Not hat der Star eine Tugend gemacht. Und so zwitschert es eben nicht von den Bäumen, sondern es piept.

Je vielfältiger sein Gesang, desto erfolgreicher ist der Star bei der Revierverteidigung und der Partnersuche. Nichts ist vor ihm sicher: Dank Alarmanlagen, rangierenden Lkw, quietschenden Türen, Lokomotiven und Weckern kann er sich vor Vogelweibchen kaum retten. Laut Nabu gibt es in Sachsen bis zu 200.000 Brutpaare, wegen Lebensraumzerstörung ist die Population in den letzten Jahren aber dramatisch gesunken.

Bereits in der Vergangenheit sorgte der kleine Spottvogel für Schlagzeilen. Wolfgang Amadeus Mozart soll einen Star drei Jahre lang als Haustier gehalten haben. Nach kurzer Zeit soll er das Rondothema aus dem Klavierkonzert Nr. 17 nachgepfiffen haben. Als das Tier starb, widmete der Komponist seinem gefiederten Freund sogar ein eigenes Gedicht: „Hier ruht ein lieber Narr / Ein Vogel Staar / Noch in den besten Jahren / Mußt’ er erfahren / Des Todes bittern Schmerz.“

In England soll ein Star sogar für einen Spielabbruch beim Fußball gesorgt haben. Während der laufenden Partie imitierte der Vogel die Pfeife des Schiedsrichters derart echt, dass die Spieler nicht mehr wussten, wer nun eigentlich pfiff. Auch in Leipzig könnten die Balzgesänge des Starmännchens bald für Überraschungen sorgen. Wenn es sich etwa als rangierender Bus im neuen Busbahnhof ausgibt, ein Wecker am Samstagmorgen sein will oder sich als Schiedsrichter bei RB Leipzig ausprobiert.

20 Mar 2018

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Denis Giessler

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