taz.de -- Wahl in Nordzypern: Die Linke hat schlechte Karten

Bei der Wahl im türkischen Teil Zyperns räumen die Konservativen ab. Die Wiedervereinigung hat für die Stimmbürger nur geringe Prioriät.
Bild: Unmissverständlich: Dieses Foto entstand im türkischen Teil Nikosias

Berlin taz | Ob im türkisch besiedelten Nordzypern oder in der griechisch dominierten Republik im Süden der Insel: Parteien links von der Mitte sind derzeit wenig gefragt. Bei vorgezogenen Parlamentswahlen in der nur von der Türkei anerkannten „Türkischen Republik Nordzypern“ am Sonntag erlitt die Türkisch-Republikanische Partei (CTP) eine herbe Niederlage.

Ihr Anteil sank von 38 auf rund 21 Prozent. CTP-Chef Tufan Erhürman erklärte in einer Stellungnahme, linke Parteien wüssten, wie sie mit Lektionen umzugehen hätten. Erhürman geht davon aus, dass sich seine Partei nicht an einer Regierung beteiligen wird.

Als Wahlsieger präsentierte sich die konservativ-nationalistische UBP, die etwa 36,5 Prozent der Stimmen erhielt. Sie muss sich nun einen oder mehrere Koalitionspartner suchen. Parteichef Parteichef Hüseyin Özgürgün versprach für die Zeit nach dem Sieg höheren Lebensstandard und den Schutz der türkischen Zyprioten.

Der Zypernkonflikt und die Teilung der Insel spielten im Wahlkampf nach dem Scheitern der letzten Verhandlungsrunde mit den Inselgriechen 2017 nur noch eine untergeordnete Rolle.

Desinteresse auf beiden Seiten

Ähnlich sieht es unter den Zyperngriechen aus, wo Ende Januar Präsidentschaftswahlen stattfinden. Auch dort sieht es für die Linke nicht gut aus. In Umfrageergebnissen rangiert der Kandidat der Akel, Stavros Malas, auf Platz 2 oder 3. Erwartet wird die Wiederwahl des Konservativen Nikos Anastasiades.

Das Desinterese auf beiden Seiten der trennenden „grünen Linie“ für eine Wiedervereinigung lässt sich als Folge der mehrfach gescheiterten Versuche einer Wiedervereinigung interpretieren. Immer weniger Menschen im Süden wie im Norden glauben noch an der projektierten Bundesstaat Zypern.

Zugleich ist dort eine neue Generation herangewachsen, die sich an das Zusammenleben zwischen beiden Volksgruppen allenfalls noch über Erzählungen ihrer Großeltern erinnern kann.

8 Jan 2018

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Klaus Hillenbrand

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