taz.de -- Sticker gegen Manspreading: Mehr Beinfreiheit für Frauen
In Madrid wird es verboten, in Bussen breitbeinig zu sitzen. Eine schlechte Gewohnheit, die besonders häufig Männer pflegen.
Besonders fällt das Phänomen in überfüllten Bahnen auf. Dann, wenn alle Plätze belegt sind – außer dieser eine. Der eigentlich frei ist. Der aber zur Hälfte belegt ist durch die breitbeinig sitzende Person auf dem Nebensitz. Wahrscheinlich ein Mann. Denn meistens sitzen Männer so, weswegen das Phänomen auch „Manspreading“ genannt wird.
In Madrid soll es nun in den Bussen des städtischen Verkehrsbetriebs EMT eine Aktion dagegen geben: Es werden Sticker angebracht, die das Piktogramm einer breitbeinig sitzenden Person und ein rotes Verbots-Kreuzchen zeigen.
Zurück geht das auf eine Forderung der Frauenrechtsaktivistinnen der Gruppe Mujeres en Luchas („Kämpfende Frauen“). Sie führten eine Social-Media-Kampagne unter dem Hashtag [1][MadridSinManspreading] und starteten eine Petition, die von 10.000 Personen unterschrieben wurde. Das überzeugte den Bürgermeister.
In der Madrider Bahn wird das Piktogramm eingereiht neben jene, die auch lautes Musikhören oder Rauchen verbieten. Alles störend in einer Bahn. Aber Manspreading ist nicht nur einfach nervig: „Es ist eine Frage der Kultur. Uns Frauen wurde immer gesagt, dass wir möglichst wenig Platz einnehmen dürfen, Männern nicht“, sagt Alejandra de la Fuente dem Telegraph. Sie leitet die Anti-Manspreading-Kampagne.
Manspreading ist also Symbolbild dafür, wie unterschiedlich sich Männer und Frauen in der Gesellschaft bewegen, wer wie viel Raum einnimmt; im direkten, wie auch im übertragenen Sinne. Diese übertragene Deutung ist vielen aber nicht bewusst. Umso wichtiger, dass Aufmerksamkeit für das Phänomen – und auch einige Sitzplätze mehr – geschaffen werden.
12 Jun 2017
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