taz.de -- Umgang mit Flüchtlingen in der EU: Polen sperrt Asylbewerber weg
Polen will Asylbewerber künftig in Lagern an der Grenze festsetzen. An entsprechenden Bestimmungen wird gearbeitet. Das widerspricht EU-Recht.
Warschau rtr | Polen will Asylbewerber künftig in Lagern an der Grenze in Gewahrsam nehmen. An entsprechenden Bestimmungen, die das erlauben würden, werde gearbeitet, sagte Innenminister Mariusz Blaszczak am Donnerstag im polnischen Fernsehen. „Meine Aufgabe ist es, die Sicherheit der Polen zu gewährleisten“, sagte Blaszczak dem Sender Radio Zet. „Das schlechte Szenario ist eine Einwanderungswelle, die über ganz Polen schwappen könnte.“ Auf die Frage, ob er Migranten in Lagern aus Frachtcontainern hinter Stacheldraht unterbringen wolle, sagte der Innenminister: „Das ist eine Idee für eine Notfallsituation, die in Ungarn gut funktioniert hat.“
Polen, Ungarn und andere osteuropäische EU-Länder wehren sich gegen den Plan der EU-Kommission, Flüchtlinge auf alle Mitgliedstaaten zu verteilen. Blaszczak argumentierte, eine Aufnahme von Flüchtlingen könne die Sicherheit Polens gefährden. „Es gab keine Terror-Anschläge in Polen, weil Polen die Entscheidung der Vorgängerregierung zurückgenommen hat, Tausende Migranten, die Flüchtlinge genannt werden, aufzunehmen.“
In Polen sind anders als in Ungarn nicht Tausende Flüchtlinge gestrandet, die über die sogenannte Balkan-Route in die Europäische Union gelangen wollten. Andererseits hat Polen im vergangenen Jahr mehr als einer Million Ukrainern eine Arbeitserlaubnis erteilt.
Ungarn war im Jahr 2015 ein Brennpunkt in der Flüchtlingskrise in Europa. [1][Im März verabschiedete das Land ein Gesetz, wonach Migranten in Grenzlagern festgehalten werden können]. Nach Auffassung der Vereinten Nationen (UN) [2][verstößt Ungarn damit gegen EU-Recht].
13 Apr 2017
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Mit mehr Geld und ein paar Hundert umgesiedelten Flüchtlingen will Deutschland Italien unterstützen. Dass das zu wenig ist, weiß selbst die Bundesregierung.
Polens Premierministerin hält eine Skandalrede in Auschwitz. Sie stellt Kriegsflüchtlinge in eine Reihe mit neuen Nazis.
Polen, Ungarn und Tschechien weigern sich, den EU-Hauptankunftsländern Flüchtlinge abzunehmen. Brüssel eröffnet nun Verfahren gegen die drei Staaten.
Die Regierung in Polen versucht, die Richtung in Theatern und Kinos zu bestimmen. Die Bühnenhäuser verlieren dadurch an Publikum.
In Ungarn werden Asylsuchende in Containerdörfer gesperrt, zudem kam es zu Übergriffen durch die Polizei. Die UNO fordert die Aussetzung des Flüchtlingstransfers.
Ein gemeinsamer Bericht dreier Organisationen legt jetzt offen: Auf der Balkan-Route sind Flüchtlinge oft systematischer Gewalt und Brutalität ausgesetzt.
Die polnische Regierung ist von nationaler Eitelkeit getrieben. Sie will die EU schwächen und die deutsche Vormacht einschränken.
Eine Frau zeichnet der polnischen „Gazeta Prawna“ ein Katastrophenbild von der deutschen Flüchtlingspolitik. Das meiste hat sie sich ausgedacht.