taz.de -- Neuer TV-Spot von Pepsi: Der schnelle Frieden aus der Dose
In ihrer neuen Werbung wird aus einer Dose Pepsi ein Friedenssymbol. Das ist süß – süß wie, äh, Pepsi – und geschmacklos.
Frieden kommt ab jetzt in Dosenform. Manches im Leben kommt eben anders, als man dachte. Zumindest im neuen Werbespot von Getränkehersteller Pepsi.
Der geht so: [1][Das amerikanische Model Kendall Jenner] steht im Eingang eines Cafés und posiert vor Kameras. An anderer Stelle der Stadt läuft ein Demonstrationszug los, viele junge Menschen, schön divers. Sie lachen, tanzen, musizieren. Diese Demo macht Spaß. Es geht um „Peace“, das steht zumindest auf ihren Schildern. Die sind natürlich weiß, rot, blau, in den Pepsi-Farben.
Der Protestzug kommt am Café vorbei, wo Jenner gerade fotografiert wird. Und nun wird es spannend. Fasziniert schaut sie zu den Protestierenden. Das Blitzen der Kameras ist vergessen, als ein junger Mann ihr durch ein Nicken zu verstehen gibt: „Komm, schließ dich uns an!“
Was könnte eine junge Frau mehr dazu animieren, sich einer politischen Bewegung anschließen, als das? Sie lächelt, nimmt entschlossen ihre Perücke ab, schmiert den Lippenstift von ihren Lippen.
Kendall Jenner wird zur Ikone
Die Demonstrierenden nähern sich gerade einigen in Reihe stehenden Polizisten, als Jenner sich eine Dose Pepsi nimmt, an dem jungen Mann von vorhin vorbeigeht, ihm über die Schulter keck zulächelt und sich in die erste Reihe des Zuges stellt. Face to face mit den Polizisten, die den Weg versperren. Was passiert nun? Wird Pfefferspray gesprüht? Ein Schlagstock gezückt? Gar jemand erschossen? [2][Soll ja alles bei Demonstrationen schon mal vorgekommen sein.]
Nichts dergleichen geschieht, denn ohne zu zögern geht das Model auf die Uniformierten zu, reicht einem ihre Dose. Das Bild erinnert an jenes von der [3][„Black Lives Matter“]- Demonstrantin Ieshia Evan, die der Polizei entgegentrat und verhaftet wurde.
Das Model wird nicht verhaftet. Der Polizist trinkt. Jubel. Die Friedensbewegung hat eine neue Ikone. Eine weiße privilegierte, aber hey, das macht ja nichts. Immerhin geht es um Frieden und keinesfalls darum, politische Bewegungen für das Verkaufen zuckerhaltiger Getränke zu instrumentalisieren.
5 Apr 2017
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