taz.de -- Debatte um Berlins Volksbühne: Dercon bleibt nicht mal der Rost

Die metallene Radskulptur, das Wahrzeichen des Theaters, wird abgebaut. Das ist auch ein Protest gegen den künftigen Intendanten.
Bild: Bleibt nur noch die Frage: Was wird aus dem „Ost“-Schriftzug

Nicht einmal das Wahrzeichen der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz soll bleiben, wenn im Sommer der umstrittene neue Intendant Chris Dercon die Leitung des Theaters übernimmt: Die berühmte Radskulptur auf der Wiese vor dem Haus wird abgebaut. Das habe der Designer Rainer Haußmann entschieden, der die Metallskulptur 1994 gebaut und aufgestellt habe, wie die Volksbühne am Dienstag mitteilte.

Spätestens zum Ende der Spielzeit im Juli und damit zum Ende der Intendanz von Frank Castorf wolle Haußmann die Skulptur abbauen, erklärte das Theater. „Das ist die sauberste und klarste Lösung“, sagte Volksbühnen-Chefdramaturg Carl Hegemann der Nachrichtenagentur dpa. Der Abbau sei nicht nur der Wunsch von Haußmann, sondern auch der Wunsch von Castorf und vielen Mitarbeitern der Volksbühne.

Seit 1994 steht die Eisenskulptur vor der Volksbühne, die Idee dazu ist laut dem Theater während der Castorf-Inszenierung „Räuber von Schiller“ entstanden. Das sechsspeichige Rad mit den zwei Beinen prägt zudem den Markenauftritt des Theaters, es ist unter anderem auf Eintrittskarten und dem Programmheft abgedruckt. Für viele verkörpert es den rebellischen und widerständlerischen Geist der Bühne und der Theatermacher, darunter René Pollesch und früher Christoph Schlingensief.

Die Aktion ist der wohl öffentlichste Protest gegen den künftigen Intendanten. Die Berufung von Dercon wird in der Berliner Kulturszene viel kritisiert: Es wird befürchtet, dass er aus dem bundesweit bekannten Theater mit starkem Ensemble ein Abspielhaus für eingekaufte Produktionen macht. Auch der im Dezember neu ernannte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hatte angestrebt, die Personalentscheidung zu korrigieren. Dercon selbst hatte erklärt, er würde das Rad von sich aus nicht entfernen lassen.

22 Mar 2017

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Bert Schulz

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